Rund- & Radweg - Allgemein

CSU-Antrag kippt in Übersee alten Beschluss über Chiemsee-Rundweg 31.01.09

Quelle: Chiemgauzeitung / 04.02.2009
Einstimmig hat sich der Überseer Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstagabend dafür ausgesprochen, eine der bereits abgesegneten drei Trassen für den Chiemsee-Rundweg wieder aus der Planung zu nehmen.

Übersee - Statt der bisher angedachten Trassenführung über Heißanger, Damberg und Wamsel nördlich der Bahn, soll die Planung der Streckenführung nun südlich der Bahn umgesetzt werden.
Erst am 4. Dezember hatte sich der Gemeinderat im Zuge der Neuplanung des Chiemsee-Rundweges durch den Abwasser- und Umweltverband (AZV) Chiemsee mehrheitlich für drei Trassen im Gemeindegebiet entschieden. Danach sollte die bisherige Trasse am Chiemseeufer parallel zur Autobahn als so- genannte „Sportroute" für sportlich ambitionierte Radlfahrer bestehen bleiben. Die zweite Route, der „Radweg Westerbuchberg", sollte an der Nordseite der Bahn über Heißanger, Damberg und Wamsel entlang der Bahnlinie bis zur Unterführung beim Torfbahnhof verlaufen. Die dritte Trasse war über die Greimelstraße und den Waldweg in Feldwies mit der späteren Anbindung an den Achental-Rundweg geplant.
Der Grund, dass sich der Gemeinderat nun noch einmal mit der zweiten Trassenführung beschäftigte, war ein aktueller Antrag vom CSU-Fraktionsführer Oliver Engels. Darin informierte er das Gremium über die ablehnende Haltung der in diesem Bereich betroffenen Landwirte. „Auch die CSU-Fraktion befürchtet, dass diese Trassenführung nördlich der Bahn zu einem ständigen Konfliktpunkt wird, mit dem weder die Landwirte und Jäger noch die Radlfahrer glücklich werden", so Engels in seinem Abänderungsantrag. Darüber hinaus wertete er die weitere Streckenführung entlang der Bahn als touristisch wenig reizvoll.
Wie Bürgermeister Marc Nitschke später erklärte, hatten sich auch die Bürger von Wamsel wegen „einer unzumutbaren Betriebseinschränkung" gegen diese Trasse ausgesprochen. Und auch der Tourismusverein hatte wegen der unattraktiven Trassenführung Bedenken geäußert und sich stattdessen einen Weg „weg von der Bahn" gewünscht.
Der Alternativweg, so Engels in seinem Antrag, solle attraktiv für Urlauber und Erholungssuchende sein, die Landwirtschaft möglichst wenig beeinträchtigen und vor allem kostengünstig sein.
Die überwiegende Anzahl der Gemeinderäte befürwortete den Antrag des CSU-Fraktionsvorsitzenden. Allerdings gab es im Laufe der Diskussion immer mehr Stimmen, die eine zusätzliche Trasse „so weit weg vom Chiemsee" gänzlich in Frage stellten. „Es macht keinen Sinn, für viel Geld einen neuen Weg zu bauen, der nichts für den Ort bringt", sagte Franz Gnadl (SPD), und auch Michael Rudroff (Freie Bürgerliste, FBL) wollte stattdessen lieber die vorhandenen Wege nutzen.
Als schärfster Gegner gegen zusätzliche Trassen zeigte sich Anton Stefanutti (Bündnis 90/Die Grünen). Er prognostizierte, „dass kein Radler diesen Weg wählen wird, weil er zu weit weg vom See und außerdem ein massiver Umweg ist. Die möglichen Kosten von 150 000 Euro sind unnütz. Ich sehe nicht ein, auch nur einen Euro für diesen Weg auszugeben, weil er an Übersee vorbei führt und so touristisch und wirtschaftlich nichts bringt."
Gemäßigter äußerte sich FBL-Fraktionschef Ludwig Ertl, der eine „gemütliche Alternative" zum vorhandenen schnellen Weg entlang der Autobahn befürwortete. „Allerdings sollten wir dafür nicht so viel Geld in die Hand nehmen", mahnte er. Auch Hans Schönberger (FBL) konnte sich aus touristischer Sicht für eine Alternativroute erwärmen. „Mit dem Chiemsee-Rundweg hat das dann allerdings nichts mehr zu tun."
Der einstimmige Gemeinderatsbeschluss, die Planung vom Norden der Bahn auf den Süden zu verlegen, stellt noch keine grundsätzliche Entscheidung über die Al-ternativroute dar. Dazu sollen bis zur nächsten Sitzung noch etliche Detailfragen geklärt werden, wie beispielsweise die Höhe der Gesamtkosten für Übersee und die Kompromissbereitschaft der angrenzenden Justizvollzugsanstalt Bernau beim Wegebau. vd