Rund- & Radweg - Allgemein

Eine Brücke, aber keine Grundstücke 03.09.11

Quelle: Dirk Breitfuß, Chiemgau Zeitung / 14.09.2011

Prien - Als der Abwasser- und Umweltverband (AZV) Chiemsee vor Jahren ein millionenschweres Ausbauprogramm für den Chiemsee-Radrundweg auflegte, flossen auch zahlreiche Einzelmaßnahmen in die Planung ein, die eine Priener Bürgerwerkstatt ersonnen hatte. Bisher konnte nur an einer Stelle ein Engpass beseitigt werden. Ein zweiter soll noch heuer folgen, aber alle anderen stocken, weil die Gemeinde dafür Grundstücke bräuchte.
Die 43 Einzelmaßnahmen rund ums Bayerische Meer werden in der Regel zur Hälfte aus einem Fördertopf der Regierung bezahlt. Die anderen 50 Prozent muss die jeweilige Kommune selbst schultern. Bis Ende dieses Jahres werden laut Marlene Berger-Stöckl, der AZV-Umweltbeauftragten und Koordinatorin des Gesamtprojekts, 20 Maßnahmen abgeschlossen sein. Bis 2014 haben die Kommunen Zeit, zu bauen - so lange läuft das Förderprogramm.
In Prien hat die Gemeinde ein rund 150 Meter langes Teilstück zwischen dem Parkplatz am Ende des Forellenwegs (Polizeisteg) und der Fischhütte Reiter begradigt und verbreitert. Hier wie an vielen anderen Stellen rund um den See lag ein Hauptaugenmerk darauf, mehr Platz zu schaffen, damit sich Radler und Spaziergänger nicht ständig in die Quere kommen.
Heuer wird der Markt Prien nach Angaben aus dem Rathaus zweimal aktiv. Zum einen hat der Gemeinderat kürzlich einen Anteil von 50 000 Euro am Neubau der schmalen und steilen „Rialto-Brücke" über den Greamandlweiher auf Rimstinger Gebiet abgenickt (wir berichteten). Zudem soll nach der touristischen Hauptsaison ein weiteres Nadelöhr entschärft werden. Die jahrzehntealte Brücke über den Mühlbach zwischen Harras und Schöllkopf wird im Herbst abgerissen und neu gebaut. Sie wird - ebenso wie die beiden neuen Brücken in der Nachbargemeinde Rimsting - drei Meter breit. Bisher ist sie kaum einen Meter schmal, Radler in beiden Richtungen haben gleichzeitig nicht Platz. Im September soll der Marktgemeinderat den Bauantrag genehmigen. Die statischen Berechnungen und das notwendige Wasserrechtsverfahren laufen bereits, hieß es aus dem Bauamt im Rathaus.
Im Priener Maßnahmenpapier stehen aber noch eine Reihe weiterer Vorhaben. Für den kurzen Stichweg zwischen Forellen- und Renkenweg in Osternach, der nicht nur sehr schmal ist, sondern zudem unvermittelt und ohne Sicht um die Kurve in den Forellenweg mündet, gilt aber das Gleiche wie für eine Alternativroute über den Herrnberg: Die Gemeinde bräuchte Grundstücke, um etwas verändern zu können. Und bisher scheinen die Eigentümer nicht gewillt, Grund zu verkaufen.
Wie der neue Weg entlang der Staatsstraße zwischen Aiterbach (Gemeinde Rimsting) und Wolfsberg (Breitbrunn) gilt die Strecke über den Herrnberg als Alternativroute für sportlichere Radler. Es gehört zum Gesamtkonzept des AZV, solche Strecken für verschiedene Benutzergruppen zu schaffen - für „Genießer" gleichermaßen wie für sportliche Pedaleure.
Den Großteil der angedachten Route über den Herrnberg gibt es bereits als Wanderweg - von der Stocker Spinne am Roseneck vorbei bis auf die Anhöhe. Aber dort, wo die Strecke laut Plan weiterverlaufen soll, damit sie beim westlichen Parkplatz der Romed-Klinik wieder auf die Harrasser Straße mündet, ist bisher grüne Wiese. Die Zweifel, ob eine solche Route mit Steigungen, die auch noch vom Seeufer wegführt, auch angenommen würde, mögen bei der Zurückhaltung der Eigentümer eine Rolle spielen.
Eine weitere Alternativroute für Radler soll entlang der Weidachstraße zwischen Westernach und der Prienbrücke entstehen. Dort gibt es bisher nur einen schmalen asphaltierten Weg, der gerade mal genug Platz für Fußgänger lässt. Auch hier bräuchte der Markt Prien Grund, um den Weg verbreitern zu können.
Offen ist nach Auskunft aus dem Rathaus auch die Wegeführung zwischen Prienavera und „Stocker Spinne" (Kreuzung See-, Osternacher und Harasser Straße) über die, für Autos gesperrte, Seepromenade. Radler an den Schären vorbei zu lenken ist zwar politisch gewollt, aber schwierig, denn nicht nur in der Hauptsaison drängen sich dort die Spaziergänger. Ob und was dort passiert, ist unklar. Denkbar ist sowohl ein markierter Angebotsstreifen für Radler auf dem Asphalt als kleine, als auch ein Umbau mit Trennung von Radlern und Fußgängern als große Lösung.
Endgültig vom Tisch ist ein Wunsch, den Bürgerwerkstatt und Gemeinderat gleichermaßen wiederholt formuliert hatten: den Uferweg zwischen Stippelwerft und Polizeisteg zu verbreitern und so wieder für Radler freigeben zu können. Seit einem Ortstermin mit allen Beteiligten ist laut Berger-Stöckl klar, dass dies aus Sicht der Naturschutzbehörde im Landratsamt nicht infrage kommt.