Rund- & Radweg - Allgemein

Neue Trasse für Radler nicht in Sicht 07.02.2009

Quelle: Chiemgau-Zeitung / 09.02.2009
Nach wie vor nicht in Sicht ist eine neue Trasse für die Radfahrer, die auf ihrem Weg rund um den Chiemsee in den Irschener Winkel kommen. Auch in seiner jüngsten Sitzung am Donnerstagabend hat sich der Gemeinderat in Bernau noch zu keiner Entscheidung durchringen können.

In zwei Wochen will das Gremium endgültig Nägel mit Köpfen machen.
In Absprache mit den Gemeinden möchte der Abwasser- und Umweltverband (AZV) Chiemsee den Rundweg attraktiver gestalten. Um die Sicherheit der Radfahrer und Fußgänger, die sich bislang immer wieder in die Quere kommen, zu erhöhen, plant er, sie - soweit möglich - zu trennen und insbesondere für die Radfahrer eine neue eigene Trasse zu schaffen.
Mit den meisten Kommunen hat sich der AZV bereits auf eine neue Route für die Radfahrer verständigt - mit zwei Ausnahmen, so AZV-Umweltbeauftragte Marlene Berger-Stöckl, in Übersee und Bernau.
Noch einmal warb Berger-Stöckl um ein Entgegenkommen der Gemeinde. Und sie präsentierte erneut ihren alten Vorschlag: Sie regte an, die Radfahrer, die auf dem Rundweg von Osten auf das Gemeindegebiet von Bernau kommen, im Ortsteil Felden zunächst rund 500 Meter weiter auf dem Siebertweg - der bislang gemeinsamen Trasse im Irschener Winkel - in die Pedale treten zu lassen und für die Fußgänger auf dieser Strecke dann einen neuen Weg zu schaffen. Und weiter schlug sie vor - der Knackpunkt in der Diskussion -, die Radfahrer dann weg vom See am Bäuerlbach hinauf zur Bahnlinie und dann an den Schienen entlang Richtung Prien zu führen.
Diesmal jedoch hatte sie auch neue Angebote mit in die Sitzung gebracht: Sie schlug dem Gemeinderat vor, diese - wie sie sagte - Variante drei in die Planung aufzunehmen, sie dann jedoch in den nächsten zwei Jahren nicht umzusetzen. Stattdessen könnte und sollte dann die Gemeinde ein «Moratorium» schaffen und diese Zeit nutzen, um die Möglichkeiten für den Bau eines Steges über den Irschener Winkel auszuloten. Schließlich wäre es «optimal», so Berger-Stöckl, einen «Managementplan» für das weitere Verfahren in diesem ökologisch so wertvollen Gebiet in der Südwestecke des Chiemsees auf den Weg zu bringen.
«Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als diesen Kompromiss einzugehen», sagte Rainer Wicha (CSU). «Wir können uns nicht immer irgendwo festkrallen», forderte er den Gemeinderat auf, einen Standpunkt einzunehmen, der über den Interessen immer nur einzelner Gruppen wie der Radfahrer oder Landwirte liegt. «Wir müssen zu einem Ergebnis kommen» - vor allem, um dann eben doch die von allen gewünschte Aufwertung des Rundwegs zu erreichen.
Auch Hansjörg Decker (Bernauer Liste) appellierte, diesem von Berger-Stöckl vorgelegten Kompromiss zuzustimmen. Gerade das «Moratorium» gebe dem Gemeinderat in den nächsten zwei Jahre die Chance, Erfahrungen zu sammeln und letztlich vielleicht einen noch besseren Beschluss zu fassen.
Zweiter Bürgermeister Matthias Vieweger (CSU) kritisierte auch diesmal wieder, dass die AZV-Umweltbeauftragte dem Gemeinderat keine Wahl lasse und ihre Lösung frei nach dem Motto «Vogel friss oder stirb» als die einizige präsentierte, die genehmigungsfähig sei. Er wolle nicht «vor vollendete Tatsachen gestellt» werden. «Unerträglich» sei, dass der Naturschutz «Njet» sage zu allen anderen Möglichkeiten, die Radfahrer vielleicht doch am Ufer zu lassen.
Verlagerung wäre
eine «Katastrophe»
Die Verlagerung der Radfahrer vom Ufer zur Eisenbahnlinie sei, wenn sie denn kommen, eine «Katastrophe», sagte Franz Schnaiter (CSU). Wenn all die Radfahrer - bei schönem Wetter können seinen Angaben zufolge schon auch einmal 1000 an einem Tag zusammenkommen - auf den Weg neben den Schienen einbiegen, den auch die Landwirte mit ihren Traktoren benutzen, so der Gemeinderat, der selbst Bauer ist, dann sind «schwere Verkehrsunfälle vorprogrammiert». Touristisch gesehen wäre eine Verlagerung der Radfahrer an die Bahn ein «Schritt zurück ins Mittelalter».
Laut Josef Steinbicher (CSU), auch er ist ein Landwirt, bereiten auf dem Siebertweg nicht die Radfahrer Probleme, sonderen die Fußgänger, insbesondere die Hundehalter, die ihre Vierbeiner frei laufen lassen. Er kritisierte die «Salamitaktik» des AZV, die letztlich dann doch dazu führen werde, dass die Radler dann oben an der Bahn fahren.
Christian Hügel (CSU) forderte alle Beteiligten auf, «in der Diskussion abzurüsten». Er appellierte an den Bürgermeister, «pragmatische Lösungen» aufzuzeigen. Gleichzeitig machte er kein Hehl daraus, dass er mit den «Zick-Zack»-Routen, die der AZV in der Planung für die Radfahrer habe, nicht zufrieden sei. Donat Praßberger (CSU) plädierte für eine Verbreiterung des Siebertweges - was wiederum Philipp Bernhofer (Bernauer Liste) für gar keine gute Idee hielt. Eduard Wierer (Überparteiliche Wählergemeinschaft) forderte unter anderem, dass «der Steg kommen muss».
Bürgermeister Klaus Daiber sprach sich grundsätzlich dafür aus, die von Berger-Stöckl vorgetragene Variante anzunehmen und die Radfahrer am Bäuerlbach an die Schienen zu führen. Mit der Bahn müssten dann Verhandlungen geführt werden, ob sie denn nicht doch ein wenig Grund für eine Entzerrung des Verkehrs abtritt. Gleichwohl sollte weiter mit den Naturschutzbehörden verhandelt werden - mit dem Ziel, die Radfahrer vielleicht doch noch ein weiteres Stück auf dem Siebertweg zu lassen. Als Faustpfand könnte die Gemeinde ihnen eine Ausgleichsfläche anbieten. pü