Rund- & Radweg - Allgemein

Zäher Weg zum neuen Rundweg (OVB 16.10.10)

Quelle: Chiemgauzeitung Dirk Breitfuß / 18.10.2010

Vor einem Jahr stachen Politiker in Aiterbach Spaten in den Boden und leiteten so offiziell die Umgestaltung des Chiemsee-Radrundwegs ein. An über 40 Stellen sollen neue Wege entstehen, alte verbreitert und Brücken erneuert werden. Aber es geht nur zäh voran. Meist scheitern Einzelvorhaben daran, dass Grundeigentümer nicht verkaufen wollen.
Chiemsee - Als das Rundweg-Projekt vor Jahren erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde, war noch von bis zu 60 einzelnen Baumaßnahmen in den neun Anliegergemeinden des Bayerischen Meeres die Rede. Bis zum Spatenstich im Oktober 2009 blieben 43 übrig. Etwa ein Dutzend ist seitdem verwirklicht worden oder derzeit in Bau.
Als Fernziele haben sich alle Beteiligten auf die Fahne geschrieben, die Sicherheit auf dem über 40 Jahre alten Uferweg zu erhöhen, der ob seiner Überlastung in der Hauptsaison in jüngerer Vergangenheit schon gar nicht mehr beworben worden war, sowie Radler und Fußgänger auf getrennten Wegen zu leiten, wo immer das möglich ist.
Schon vor dem offiziellen Startschuss hatten sich zuerst Breitbrunn und dann auch noch Gstadt von dem Gemeinschaftsprojekt verabschiedet. Beide Kommunen hatten schon Jahre zuvor auf eigene Faust und Kosten neue Radwege geschaffen und so den alten, schmalen Uferweg entlastet. Er ist auf den entsprechenden Passagen seitdem den Fußgängern vorbehalten.
Bauherr für das Gesamtvorhaben ist der Abwasser- und Umweltverband (AZV) Chiemsee, weil nur in der Summe hohe Förderquoten zu bekommen waren. Zum Spatenstich hatte Regierungspräsident Christoph Hillenbrand, dessen Haus für das "Leuchtturm-Projekt" sogar eine eigene Projektgruppe einrichtete, einen Förderbescheid über 4,3 Millionen Euro mitgebracht. Zusätzlich waren 660000 Euro für fünf Bauvorhaben an Staatsstraßen aus einem anderen Topf versprochen.
Ganz zu Beginn der Planungen war vor Jahren noch von neun Millionen Euro Gesamtkosten die Rede. Die 43 Maßnahmen, die heute Bestandteil des Pakets sind, werden netto auf rund sechs Millionen veranschlagt. Entsprechend niedriger dürfte am Ende das Gesamtvolumen der Förderung ausfallen, denn jedes Einzelvorhaben wird auch separat abgerechnet und bezuschusst - wenn die Gelder überhaupt fließen. Am Anfang kamen die Überweisungen noch schnell, inzwischen nicht mehr, bedauerte AZV-Vorsitzender Josef Mayer im Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung. Die Kassen der zuständigen Stellen sind offenbar nicht mehr so gut gefüllt wie noch vor Jahresfrist.
Die Heimatgemeinde des AZV-Chefs geht mit gutem Beispiel voran. An der Staatsstraße zwischen Aiterbach und Breitenloh ist ein neuer Geh- und Radweg entstanden, demnächst reißt die Gemeinde Rimsting die schmale Brücke über die Prien an der Strandanlage in Westernach ab und ersetzt sie durch einen breiteren Neubau.
Mayer selbst wäre freilich gern schon weiter, aber die langwierigen Planungs- und Genehmigungsverfahren bremsen - und vor allem oft zähe Grundstücksverhandlungen. Allein mit einem Eigentümer hat Mayer schon 15-mal verhandelt, und meist sind es mehrere, die mitspielen müssen, damit gebaut werden kann. Auch die anderen Gemeindeoberhäupter mühen sich in langwierigen Verhandlungen mitunter um schmale Streifen Land, eben in Radwegbreite.
Sie alle eint das Fernziel, die Runde um das Bayerische Meer zu einem "Premium-Radweg" aus- und umzugestalten. Wie ein solches Drahtesel-Paradies aussieht, wird ein Referent in der Chiemsee-Konferenz des AZV am Freitag, 19. November, in Grabenstätt erläutern.
Weil ein solcher "Fünf-Sterne-Radweg" zum Beispiel eine besondere Beschilderung braucht, wird Rimsting seine neue Alternativroute zunächst nur provisorisch ausschildern, erläuterte Mayer und machte auch damit deutlich, wie weit der Weg zum neuen Rundweg noch ist.
Einen Überblick über den Stand der Umsetzung in den einzelnen Gemeinden bringt die Chiemgau-Zeitung in einer ihrer nächsten Ausgaben.
Ob aus der alten 65-Kilometer-Runde ein mehr als doppelt so langes Netz aus Wegen wird, wie es die Planung vorsieht, kann derzeit wohl niemand mit Sicherheit sagen. Die bisherige Entwicklung lässt eher vermuten, dass bis 2014 - so lange gilt die offizielle Förderzusage - noch die eine oder andere Einzelmaßnahme gestrichen werden muss - nicht grundlos, sondern wegen fehlendem Grund(eigentum).

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