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Der „Gaukler der Lüfte“ lebt noch am Chiemsee — OVB-Serie über Wasservögel auf dem Chiemsee

Quelle: Chiemgau-Zeitung/ovb-online, Dirk Alfermann / 25.10.2019

Der Chiemsee ist ein Paradies für Wasservögel. Aber wer kennt schon alle Arten? Die Chiemgau-Zeitung stellt sie vor. Chiemsee-Gebietsbetreuer Dirk Alfermann bringt uns die Vögel näher, heute den Kiebitz.

Der Kiebitz (Vanellus vanellus) war Mitte des vergangenen Jahrhunderts noch ein häufiger und ständiger Gast auf Wiesen und vielen landwirtschaftlich genutzten Flächen. In den letzten 25 bis 30 Jahren ist der deutsche Bestand jedoch um beinahe 90 Prozent zurückgegangen.

Und so zählt der taubengroße Vogel auch im Chiemsee-Gebiet mittlerweile zu den selteneren Brutvögeln. Wesentlicher Grund ist der teils massive Verlust geeigneter Lebensräume in Form extensiven, niedrigwüchsigen Grünlandes oder weiträumiger Niedermoore, geprägt durch einen hohen Wasserstand.

Aber auch der zunehmende Freizeitdruck in einzelnen Gebieten, in denen sich die Besucher nicht an die vorgegebenen Wegegebote halten, verbunden mit nicht angeleinten, querfeldeinlaufenden Hunden, hat dazu geführt, dass der Kiebitz aufgrund der durchaus massiven Störungen verschwunden ist. So brütete beispielsweise noch in den 1980er- Jahren zwischen Bernau und Prien im Bereich des Irschener Winkels und des Harrser Mooses um die 20 Paare. Längst ist der Kiebitz hier als Brutvogel nicht mehr anzutreffen.

Umso erfreulicher ist es, dass der kontrastreich gezeichnete Vogel mit seiner metallisch glänzenden schwarzen Oberseite und der weißen Unterseite, dem schwarzen Brustband sowie dem auffallenden Federschopf, der sogenannten Holle, doch noch vereinzelt in den ufernahen, extensiven Streuwiesen brütet. Dank der extensiven Nutzung durch ortsansässige Landwirte ist hier ein wertvoller Lebensraum für Kiebitz und Co erhalten geblieben. In den Brutrevieren führen die Männchen atemberaubende, temporeiche Flugmanöver mit Loopings aus.

Dabei ertönt auch immer der typische „Kie-wi!“-Ruf, der dem Kiebitz seinen lautmalerischen Namen einbrachte. Begleitet wird das Flugschauspiel auch von weiteren Gesangseinheiten, die im Gesamten an eine tönende Alarmanlage erinnern. Können Kiebitz-Eltern den Nachwuchs in aller Ruhe und möglichst ungestört aufziehen, dann sind die jungen Kiebitze nach gut vier Wochen flügge.

Erst auf dem Zug in die Überwinterungsgebiete wartet dann in unseren Nachbarländern Frankreich, Spanien und Italien die nächste große Gefahr: Dort dürfen Kiebitze noch legal bejagt werden.

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