Prien

Der weitere Weg war das Ziel

Quelle: Chiemgau-Zeitung / 16.11.2005

Der weitere Weg war das Ziel

Steuerungsgruppe Verkehr diskutiert Vorgehen nach Bürgerbeteiligung

Prien (db) - Wie soll es weitergehen bei der Verbesserung der Verkehrssituation in Prien? Diese Frage stand im Mittelpunkt beim Arbeitstreffen der so genannten Steuerungsgruppe Verkehr am Montagabend im großen Rathaussaal.

Gefragt waren Ideen, wie aus dem 40-seitigen Handbuch, das als Ergebnis der bisherigen Bürgerbeteiligung vorliegt, die Einzelmaßnahmen herausgefiltert werden können, die von der Bevölkerung als am dringlichsten angesehen und auch in absehbarer Zeit realisiert werden können.
Knapp zwei Jahre nach dem Beginn der Bürgerbeteiligung droht etwas Sand ins Getriebe des Verfahrens zu kommen. Nur die Hälfte der Mitglieder aus den themenbezogenen Arbeitsgruppen, die von der Gemeinde eingeladen worden waren, hatte den Weg ins Rathaus gefunden. Mit dem Handbuch, einer schier endlosen Litanei von einzelnen Vorschlägen, hat das Büro «Identität und Image» von Professor Dr. Manfred Miosga dem Markt Prien im wahren Sinn des Wortes einen dicken Brocken hinterlassen. Der Abschlussbericht der «kreativen Phase» der Bürgerbeteiligung war in der jüngsten Sitzung auch den Marktgemeinderäten an die Hand gegeben worden, damit die Fraktionen sich damit auseinandersetzen können. Ganz oben auf der Liste steht ein Kreisel an der Kreuzung beim «Chiemsee-Center».
Bürgermeister Christian Fichtl hob zur Einstimmung nochmal eine wichtige grundsätzliche Erkenntnis hervor. Nach dem politischen Gerangel um drei konkurrierende Modelle für eine Ortskernentlas-tung (kleine Umgehung) hatte das Gemeindeoberhaupt Anfang 2004 die Bürgerbeteiligung angeschoben. Das Fachbüro «Ingevost» von Christian Fahnberg hatte in diesem Rahmen dann auf der Grundlage von Verkehrszählungen errechnet, dass keiner der Vorschläge im Favoritenkreis in Relation zum Aufwand eine deutliche Entlastung des Zentrums bringen würde. «Aus politischer Sicht können wir froh sein, nicht irgendeine Lösung durchgedrückt zu haben», sagte Fichtl rückblickend.
Stattdessen hat sich die Gemeinde zwischenzeitlich mit Halfing, Bad Endorf und Rimsting zusammengetan. Fernziel ist eine großräumige Umgehung für diese Orte. Derzeit wird die «Bundesstraßenfähigkeit» geprüft. Das Ergebnis dieser Untersuchung im Auftrag der vier Gemeinden soll Anfang Dezember vorliegen.
Der Bürgermeister listete auch diejenigen Maßnahmen auf, die zwischenzeitlich umgesetzt werden konnten, darunter die Angebotsstreifen für Radler in der Hochriesstraße, die Anschaffung eines Tempomessgeräts und die Einführung kommunaler Radarkontrollen (Betroffene bestätigten in der Sitzung die Wirksamkeit, sie waren in der Rimstinger Straße ortseinwärts «erwischt worden»).
Andere Projekte sind in Arbeit. So hängt die Markierung von Angebotsstreifen in der Bernauer Straße für das federführende Straßenbauamt davon ab, dass diese Hauptverkehrsader höchstens mit fünf Prozent Lkw-Verkehr am Gesamtaufkommen belastet ist. Im Januar sollen Ergebnisse neuer Zählungen vorliegen. Fichtl warb für Unterstützung beim Bestreben, die Bahnhofstraße in eine Fußgängerzone umzubauen und so in eine «1a-Lage» zu verwandeln. Markierungs- und Sanierungsarbeiten zählte der Bürgermeister ebenso auf wie einen Grundsatzbeschluss des Hauptausschusses, wonach sich Prien an der Finanzierung eines «Chiemsee-Rundbusses» mit Fahrradanhänger beteiligen will.
Zahlenmäßig am stärksten vertreten waren bei dem Arbeitstreffen die Mitglieder der Projektgruppe «Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger». Diese hatte vor Monaten im Gemeinderat ein Konzept mit Sofortmaßnahmen präsentiert. Tilmann Zinsser und Helmut Hepp mahnten jetzt die zeitnahe Umsetzung an. Vor allem die Situation auf den Schulwegen ist ihnen ein Dorn im Auge, und dabei besonders die Kreuzung See-/Franziska-Hager-Straße. Weil nach Ausführungen der Verwaltung die neue Linksabbiegespur, die beim Bau des Lidl-Marktes geschaffen wurde, rechtlich einen Zebrastreifen ummöglich mache, wurde die Einführung eines Schülerlotsendienstes zur Diskussion gestellt.
Fichtl kündigte an, die Vorschläge der Arbeitsgruppe demnächst im Hauptausschuss nochmals auf die Tagesordnung zu setzen. Das Sofortprogramm beinhaltet unter anderem Vorschläge für mehrere so genannte Querungshilfen, also Zebrastreifen oder Mittelinseln, auf vielbefahrenen Straßen. Die Verwaltung hat zwischenzeitlich die Fußgängerfrequenz vor der neuen Post in der Hochriesstraße erfasst. In der Spitze hatten dort aber laut Marinus Huber von der Bauverwaltung innerhalb einer Stunde (11 bis 12 Uhr) nur 44 Passanten die Fahrbahn überquert, eigentlich zu wenig, um bauliche Maßnahmen zu rechtfertigen.