Prien

Grußwort des 1. Bürgermeister Jürgen Seifert

/ 11.09.2008

Schlagzeilen wie »Gaspreis steigt um 40 %« oder »Der Ölpreis bricht erneut Rekord - das Barrel kostet 139 Dollar« gehören mittlerweile zur Tagesordnung. Die Woche beginnt und endet mit solchen Schlagzeilen. Wir regen uns zwar darüber auf, doch »was kann man dagegen schon machen?« fragen sich viele. Richtig dramatisch wird es, wenn der Öltank gerade leer ist. In vielen Familien stellt sich die Frage, wie viel Öl bekommen wir noch für das, was wir dafür zurückgelegt haben? Reicht das, was wir angespart haben, überhaupt für den ganzen Winter? Damit wird die Frage der Energieversorgung sehr schnell eine existenzielle.
Es war für mich schon beeindru ckend, wer sich während der Klimawoche alles zu Wort gemeldet und seine weisen Ratschläge zum Besten gegeben hat. Allerdings wurde ich den Eindruck nicht los, dass es sich dabei oftmals eher um panische »jetzt-muss-ich-aber-auch-mal-was-zum-Thema-Energie-sagen-Parolen« handelte, denn um Aussagen aus Überzeugung, denen man auch Taten folgen lassen will. »Plötzlich« und »völlig überrascht« hat man erkannt, dass fossile Brennstoffe doch endlich sind und deren uferlose Verbrennung so viel CO² verursacht, dass nicht »einmal mehr das Klima das hält, was es uns doch mal versprochen hat«. Wer am 6. Juni unter den 250 Zuhörern im Kleinen Kursaal war und den Prophezeiungen von Prof. Dr. Wolfgang Seiler aufmerksam gefolgt ist, der weiß, was uns in puncto Klima(katastrophe) in den nächsten Jahren alles erwartet. Wir haben Raubbau mit der Natur betrieben. Das Ergebnis wird sein, dass wir immer mehr vernichtende Stürme, reißende Hochwasser und lange Dürren über uns ergehen lassen müssen werden.
Stehen wir dem allem wirklich hilflos gegenüber? Nein! Wir haben es in der Hand und wir sind gefordert. Wir müssen jetzt eine andere, eine neue Richtung einschlagen. Ich habe schon vor einem halben Jahr meine Vorstellung von regionalen Energiekreisläufen präsentiert. Dass das nicht von heute auf morgen geht, ist mir klar. Doch wenn wir nicht heute beginnen, kann es morgen vielleicht irgendwann zu spät sein. Der Einsatz von regenerativen Energien ist dabei für mich der Schlüssel zum Erfolg und somit für die Zukunft. Dabei geht es um die Vielseitig- und teilweise Kleinteiligkeit der verschiedenen Möglichkeiten. Ich stelle mir ein Mix aus bodennaher Geothermie für die Einfamilienhausversorgung gekoppelt mit Photovoltaikanlagen genau so vor wie Biogasanlagen zur Strom- und Wärmegewinnung, in denen beispielsweise Grünschnitt, Gülle, Zwischenfrüchte oder Klärschlamm zur Energiegewinnung umgewandelt werden. Ganz zu schweigen von Block- und anderen Heizkraftwerken, in denen Holzhackschnitzel u. a. verbrannt werden, um über Nahwärmenetze Wohnsiedlungen oder Großabnehmer zu versorgen.
Wenn es uns daneben gelingt, nicht nur die Energiegewinnung und -versorgung als gemeinsame Aufgabe zu verstehen, sondern auch deren Finanzierung, könnten wir sozusagen parallel auch einen Schritt in die finanzielle Unabhängigkeit mit gehen. Mein Vorschlag sind Bürger(energie)-
fonds, getragen in der Gemeinde, von den Bürgerinnen und Bürgern, in Verbindung mit Banken, Investoren und der Gemeinde.
Ich stimme mit Herrn Prof. Seiler voll und ganz darin überein, dass am Anfang eine exakte Datenermittlung und Analyse von Angebot, Bedarf und Möglichkeiten stehen muss. Zusammen mit dem Referenten für Umwelt und Energie, Michael Schlosser, bin ich gerade dabei, dafür die nötigen Veranlassungen zu treffen. Die nächsten Schritte sind schon geplant.
Sobald verwertbare Ergebnisse vorliegen, werde ich diese Ihnen, sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger, vorstellen. Ich werde auf Sie zukommen, um mit Ihnen diesen Weg in Prien gemeinsam in die richtige Richtung zu gehen. Ich zähle dabei auf Ihre Unterstützung.


Ihr Bürgermeister
Jürgen Seifert

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