Prien

Jede Menge Material (OVB 08.03.2010)

/ 17.03.2010

Die neue Bürgerwerkstatt Verkehrsberuhigung hat in ihrer zweiten Sitzung versucht, sich einen Überblick zu verschaffen. Eine vierköpfige Arbeitsgruppe hatte rund 800 Seiten Papier über Verkehrsprojekte und -initiativen aus den vergangenen 20 Jahren gesichtet. Darauf soll nun aufgebaut werden.
Prien - Schon für Donnerstag, 11. März, hat die knapp 30-köpfige Runde ihr nächstes Treffen anberaumt. Dann sollen ab 19.30 Uhr im großen Rathaussaal ergänzende Kurzreferate zu speziellen Themen von Beteiligten früherer Verfahren weitere Grundlagen liefern und thematische Arbeitskreise gebildet werden.
Einstimmig wählte die Runde Richard Hacker zum Sprecher der Bürgerwerkstatt. Er war, wie eine Reihe anderer jetziger Teilnehmer, auch schon bei dem so genannten Bürgerbeteiligungsverfahren zum Themenkomplex Verkehr 2004/05 dabei und hatte seinerzeit einen Einbahnstraßenring im Zentrum entwickelt.
Hackers Stellvertreter wurde Meinolf Wenzel, der sich in der Abstimmung mit elf zu neun Stimmen gegen Wilma Böttinger durchsetzte. Wenzel hatte mit Tilmann Zinsser, Hilla Waltenbauer und Matthias Kühnel das Quartett gebildet, das sich seit der Auftaktveranstaltung Mitte Januar mit den früheren Konzepten auseinandergesetzt hatte und nun die Quintessenz aus dem umfangreichen Material vorstellte. Das reichte zurück bis zu einem Plan eines Ingenieurbüros zur Neugestaltung der Ortsmitte aus dem Jahr 1990.
Ideen gab es seitdem sehr viele, umgesetzt wurde eher wenig. Das lag meist am fehlenden Geld, mitunter aber auch an rechtlichen Hemmnissen. Germana Beer erläuterte der Runde die Gründe. Die Leiterin des Ordnungsamtes begleitet die Werkstatt von Seiten der Gemeindeverwaltung. Ihren Ausführungen zufolge ist zum Beispiel der Wunsch, den Schwerlastverkehr von der Autobahn in Richtung Norden über Hittenkirchen, Frasdorf und Wildenwart um Prien herumzuleiten problematisch, weil dadurch andere Gemeinden und Wohngebiete betroffen wären.
Eine "kleine Umgehung" des Ortskerns über Beilhack-, Bach- und Geigelsteinstraße scheitere an den zu engen Kurvenradien für Lkw. Dazu müssten Häuser abgerissen werden, die der Gemeinde nicht gehören. Verschiedene Einbahnstraßenkonzepte wiederum seien nicht realisierbar, weil die Bernauer und die Alte Rathausstraße Staatsstraßen seien und die zuständige Behörde solchen Wünschen bei Gesprächen vor Jahren eine Absage erteilt hatte.
Solche Beispiele lassen ahnen, dass die Bürgerwerkstatt keine leichte Aufgabe vor sich hat. Gleichwohl will sie sich nicht nur auf verkehrsberuhigende Maßnahmen in Wohngebieten beschränken. Mehrere Anträge zur Einrichtung von Tempo-30-Zonen in Wohngebieten waren letztlich der Auslöser gewesen, eine neue Bürgerwerkstatt ins Leben zu rufen. So soll versucht werden, alle gewünschten Einzelmaßnahmen in ein schlüssiges Gesamtkonzept einzubinden.
Das Plädoyer von Marie-Luise Ganter, auch "Visionen ohne Rücksicht auf Kosten" zu entwickeln, erntete Applaus. Gleichwohl wurde auch deutlich, dass die Werkstatt-Teilnehmer auf Vorhandenes aufbauen wollen.
Weil in der über zweieinhalbstündigen Versammlung längst nicht alle Konzepte aus der Vergangenheit vorgestellt werden konnten, verständigte sich die Runde darauf, bereits am nächsten Donnerstag zumindest zwei zusätzliche Kurzreferate zu den Themenkomplexen "Einbahnstraßenkonzept" und "Shared Space" (gemeinsam von allen Verkehrsteilnehmern genutzter Raum) zu hören, um dann thematische Arbeitsgruppen zu bilden.
In den Wortbeiträgen wurde schon deutlich, dass der ein oder andere an der Werkstatt teilnimmt, weil ihn ein bestimmter Bereich interessiert. Mehrfach ging es in Wortbeiträgen um öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sowie um Fuß- und Radwege. Für letztere gibt es aus der Bürgerbeteiligung 2004/05 bereits einen digitalisierten Plan, der den gesamten Ort umfasst, und den Tilmann Zinsser jetzt mit einem Kurzvortrag wieder in Erinnerung rief. db