Prien

Jetzt gehts ans Eingemachte

Quelle: Chiemgau-Zeitung / 07.02.2005

Prien (daa) - Die Bürgerbeteiligung in Sachen Verkehr steht vor einem Wendepunkt. Genau ein Jahr nach dem Start sind einige Ideen so konkret geworden, dass der Gemeinderat entscheiden muss: Sind die Projekte machbar und vor allem finanzierbar? Auch der Vertrag mit Betreuer Professor Dr. Manfred Miosga läuft bald aus.

Der Fachmann von der «Identität und Image Coaching AG» brachte den Marktgemeinderat in der jüngsten Sitzung auf den neuesten Stand. Beherrschendes Thema bei allen Beteiligten ist derzeit das Warten. Täglich werden die Ergebnisse der Mobilitätsbefragung erwartet, die Christian Fahnberg vom Büro Ingevost im Auftrag der Gemeinde durchgeführt hat. Ziel war es, herauszufinden, wie sich die Umsetzung des so genannten Bürgerkonzepts (Einbahnstraßenring um das Zentrum bei gleichzeitiger Beruhigung der Bernauer Straße) auf die betroffenen Straßen auswirken würde. Die Untersuchung war außerdem gestartet worden, weil es zwar Verkehrszahlen aus den 90er- Jahren als vage Anhaltspunkte gibt, aber keine Erkenntnisse über den so genannten Binnenverkehr, also Fahrten innerhalb Priens.

«Das Konzept der Verkehrsführung mit seinen vielen Detaillösungen für Kreuzungen und andere Punkte wird uns sicher im April/Mai intensiv beschäftigen», sagte Miosga zum weiteren Fahrplan.

Er listete auch Beispiele der Ideen und Konzepte auf, die bei den letzten Bürgerwerkstätten im November und Januar entwickelt worden sind, räumte ein, dass zur Umsetzung in einigen Punkten noch Unterstützer fehlten - gerade den Handel nannte er mehrfach als potenziellen Partner - und nahm den Gemeinderat in die Pflicht. Es gehe nun darum, politisch Prioritäten zu setzen, um Planungssicherheit für die nächsten zwei bis drei Jahre zu erlangen.

Miosga listete dem Gremium die aktuellsten Wünsche aus den Arbeitsgruppen auf: die Untersuchung des Umbaus der Bahnhofstraße in einen verkehrsberuhigten Bereich hinsichtlich Kosten und die Umkehrung des Wendelsteinplatzes: Parkplätze nach Osten zur Hochriesstraße hin, Grünfläche nach Westen (wir berichteten).

«In gewisser Weise sind wir an einem Wendepunkt. Bisher ist viel Hirnschmalz eingesetzt worden, jetzt geht´s um Kosten und Entscheidungen.» Auch Bürgermeister Christian Fichtl will schnell vorwärtskommen: Wichtig, ist, dass man sieht, dass etwas passiert. Wenn die Zahlen vorliegen, muss es ans Eingemachte gehen.»

Skeptisch äußerten sich die beiden ÜWG-Räte. Wolfgang Fischer und Ernst Reiter, letzterer selbst Anlieger der Seestraße, warnten für deren Abschnitt zwischen Marktplatz und Hochriesstraße vor einer weiteren Verkehrszunahme (sie soll beidseitig befahrbar bleiben) und befürchten ein Chaos bei Umsetzung des «Bürgerkonzepts» an der Ecke See-/Hochriesstraße, vor allem durch Linksabbieger in die Seestraße.

Alfred Schelhas (SPD) Hielt den Zeitpunkt für verfrüht, jetzt «Statements» abzugeben und unterstrich die Bedeutung des laufenden «Entscheidungsfindungsprozesses». Auch Renate Hof (CSU) lobte die positiven Effekte des Verfahrens. «Wenn jemand mitreden kann, wird er oft vom Saulus zum Paulus», umschrieb sie den Effekt, dass in den Arbeitsgruppen vermeintlich Betroffene durch Einbahnstraßenkonzepte zu Aktivposten geworden sind.

Davon kann es nach Auffassung derjenigenGemeinderäte, die sich auch in den Arbeitsgruppen engagieren, gar nicht genug geben, zumal die Zahl der interessierten Bürger im Lauf der Monate gesunken ist. Hans-Jürgen Schuster (CSU) bezog sich auf Erfahrungen, die er auf der Straße gesammelt hat: «Wer mosert, darf gerne kommen und mitarbeiten.»