Prien

Parkplatzproblem am drängendsten

Quelle: Chiemgau-Zeitung / 24.03.2005

Prien - Kann das, was Bürger und Gemeinde an Verkehrskonzepten ausgearbeitet haben, auch verwirklicht werden? Im Beisein zahlreicher Mitglieder von Arbeitsgruppen stellte Christian Fahnberg vom Ingenieurbüro Ingevost die Ergebnisse der so genannten Mobilitätsbefragung der Priener vor. Wichtigste Erkenntnis: Nicht die so häufig erwähnte Umgehungsstraße liegt dem Marktbewohner am nächsten, vielmehr wird die Suche nach einem Parkplatz als größtes Priener Problem empfunden.

Untermauert wird dies mit der von Ingevost gewonnenen Erkenntnis, dass im Kerngebiet der so genannte Durchgangsverkehr weniger als 15 Prozent des gesamten Kfz-Verkehrsaufkommens ausmacht. Bisher war - aufgrund einer zuletzt 1997 von Ingevost veröffentlichten Untersuchung - von 40 Prozent ausgegangen worden. Nur sei damals in Relation dazu nur der so genannte Ziel- und Quellverkehr berücksichtigt worden, der von außen nach innen (und umgekehrt) führt, nicht aber der "Binnenverkehr", also das, was Einheimische und in Prien übernachtende Urlauber per Pkw bewältigen. Dieser Kfz-Binnenverkehr mit werktags 20 000 bis 28 000 Autos in der Saison bedeute gut 70 Prozent am gesamten Verkehrsaufkommen. Diese Erkenntnis bewog Fahnberg zu der Feststellung, eine Umgehungsstraße "bewirkt nicht viel".

Eingedenk dieser sozusagen hausgemachten Probleme ist es nur verständlich, dass unter den Befragten auf größte Zustimmung die im Laufe des Bürgerbeteiligungskonzeptes erarbeiteten Visionen eines Parkkonzepts stoßen, mit dem die als äußerst lästig empfundene Suche verringert werden soll.

20 Prozent und damit der Löwenanteil der erfragten Anregungen galten dem Stichwort "Parkplätze", gefolgt von "Durchgangsverkehr/Umgehung" sowie "Neuralgische Punkte" wie Abbiegen Hochries-/Alte Rathausstraße, Hochries/Bernauer Straße/Rimstinger/Alte Rathausstraße (zwölf Prozent).

Auf "hohem Niveau", wie es in der Statistikersprache heißt, aber weniger wichtig, erachteten die Befragten "hohe Aufenthaltsqualität", "hohe Einkaufsattraktitivität" und "Verkehrsberuhigung im Ortskern".

Immer bezogen auf den Kern der Marktgemeinde, schätzen die Radfahrer die Verkehrssituation am schlechtesten ein (43 Prozent "unzufrieden", 24 Prozent "sehr unzufrieden"), während sich von den Autofahtrern 46 Prozent "zufrieden" und 43 Prozent "unzufrieden" äußerten.

Aufgrund dieser Fakten leitete Bürgermeister Christian Fichtl die Diskussion mit der Feststellung ein, die Gemeinde müsse sich vorrangig um die innnerörtliche Struktur, weniger um das Problem Umgehungsstraße kümmern. Zudem müsse die Frage des Park-Such-Verkehrs, unabhängig vom allgemeinen Verkehrskonzept, zügig angepackt werden. Ähnlich der externe Fachmann Professor Dr. Manfred Miosga, der einer "sanften Mobilität" das Wort redete. Damit sei unter anderem ein schlüssiges Radfahrerkonzept sowie eine Bündelung von Parkplätzen gemeint.

Hans-Jürgen Schuster (CSU) befand, 75 Prozent der Wege und Ziele, die vom Bürgerkonzept erarbeitet worden seien, haben die Befragung bestätigt. Er schlug eine Machbarkeitsstudie vor, die ein mögliches Parkhaus am Bahnhof, den "gedrehten" Wendelsteinplatz (bei dem die Parkplätze weg von der Bernauer in Richtung Hochriesstraße angelegt werden) sowie neue Tiefgaragen unter diesem Areal zum Thema haben.

Fraktionskollege Dr. Herbert Reuther warnte hingegen vor einer solchen Machbarkeitsstudie und plädierte für eine Simulationsstudie, was wiederum Schuster fragen ließ, ob "ein Plan, mehrere Pläne oder was?" in einem solchen Modell durchgespielt werden sollen.

Während sich Ernst Reiter (ÜWG) dafür einsetzte, erst einmal die schon mehrfach diskutierte Einbahnstraßenregelung von Hochries-, See- und Bernauer Straße "einfach" auszuprobieren, verwies Bürgermeister Fichtl darauf, dass es wenig Zweck habe, den bis Ende Juni laufenden Versuch der verkehrsberuhigten Zone in der Bahnhofstraße jetzt abzubrechen. Darüber hinaus müsse bei der "Drehung" der Parkplätze auf dem Wendelsteinplatz (wir berichteten bereits) auf den vorhandenen alten Baumbestand Rücksicht genommen werden.

Unterdessen räumte Schuster ein, er fühle sich angesichts der neuen Erkenntnisse aus der 80-seitigen Mobilitätsbefragung "überfordert", schon jetzt eine Entscheidung zu treffen.

Entsprechend sagte auch Professor Miosga, der die Agenda-Gruppen wissenschaftlich begleitet, ein Beschluss zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei noch nicht möglich. Nach zweistündiger Debatte kam das Gremium ohne Abstimmung überein, im Hauptausschuss die nächsten Fragen zu klären: Wie soll das Verkehrskonzept unter Beteiligung der Bürger weiter verfolgt werden? Und: Welche Maßnahmen sind am schnellsten effektiv umsetzbar?