Natur und Tourismus

Kommt der Seeadler wieder?

Quelle: Chiemgau-Zeitung, Dr. Michael Lohmann / 19.02.2009

Seit 1977 ist der Seeadler, Deutschlands größter Greifvogel, regelmäßiger Wintergast am Chiemsee. Wahrscheinlich reicht diese Tradition aber bis in die 1950er-Jahre oder weiter zurück.

Die über 900 Seeadler-Beobachtungen der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Chiemsee zeigen, dass spätestens seit dem Winter 1990/1991 alljährlich Ende Oktober oder Anfang November zuerst ein Seeadler auftauchte, dem dann etwas später mindestens ein zweiter folgte. Ob es sich dabei immer um ein Paar im fortpflanzungsfähigen Alter gehandelt hat, ist unklar. Immerhin wurden im Frühjahr 1997 die imposanten Flugspiele eines Paares und im Frühjahr 2000 Balz, Paarung und Nestbau beobachtet. Im Jahr darauf konnte bei einer Forstkartierung ein Horst gefunden werden.
Doch dann geschah das für unmöglich Gehaltene. Mitten aus den Brutvorbereitungen verschwand das Adlerpaar Ende März 2000 plötzlich von der Bildfläche. Niemand hatte eine Erklärung. Und dann das Gleiche wieder: Nachdem in sieben Wintern nur noch einzelne Seeadler am Chiemsee beobachtet worden waren, tauchte Mitte April 2007 ein Altvogel auf, der den ganzen Sommer über blieb. Anfang Dezember machte sich sein Warten bezahlt - er bekam Gesellschaft. Von einem Weibchen, wie man bald bemerkte. Die beiden wurden im Frühjahr 2008 bei Balz, Paarung und Tragen von Nistmaterial beobachtet. Und neue Hoffnung keimte, eine Ansiedlung dieser prächtigen Greifvögel auch in Südbayern möge gelingen. Doch am Chiemsee dann neuerlich das Unbegreifliche: Wieder verschwanden die Vögel. Ende März 2008 wurden sie das letzte Mal gesehen. Im Herbst des Jahres war der Fund ihres am alten Platz neu errichteten Horstes der Beweis dafür, dass das Paar ernste Absichten gehabt hatte.
Die Geschäftsstelle des Landesbundes für Vogelschutz Inn-Salzach, Telefon 08634/625333, E-Mail inn-salzach@lbv.de, hofft nun auf jede Information, die helfen kann, den nächsten Ansiedlungsversuch der Adler zu einem Erfolg werden zu lassen.

Von Dr. Michael Lohmann