Natur und Tourismus

Nachruf des Abwasser- und Umweltverbandes Chiemsee zum Tod von Dr. Michael Lohmann im Juli 2013

Quelle: AZV Chiemsee, Marlene Berger-Stöckl / 07.08.2013

Dr. Michael Lohmann hat die Arbeit unseres Umweltverbandes insbesondere in den Jahren 2003 bis 2013 konstruktiv und kritisch-unabhängig begleitet. Er war nicht nur ein wichtiger Fachmann und Ratgeber in Naturschutzbelangen für die Naturschutzbehörden und die Regierung, sondern auch für unseren Verband, sei es bei der Einrichtung der Ruhezonen, bei fachlichen Gutachten zum Thema Fische, Kormorane oder der Entwicklung einzelner Vogelarten im Gebiet und dem vorgeschlagenen verbesserten Schutzkonzept für das Delta der Tiroler Achen. Ein Großteil der Arbeiten für unseren Verband erfolgte in ehrenamtlichem Rahmen.

Besonders erfolgreich war seine Beharrlichkeit beim Thema "Errichtung von Beobachtungsstationen am Chiemsee", die er bereits als junger Diplomand mit 25 Jahren am Chiemsee vorgeschlagen hatte und die wir ca. 50 Jahre später dank des Förderprogramms "Regionen aktiv" verwirklichen konnten.

Diese Beobachtungsstationen sind heute für uns ein wichtiger Beitrag zur Umweltbildung, zum Naturgenuss und ein sympathisches touristisches Angebot. Darüber hinaus sind sie eines der ersten gemeindlichen Umweltprojekte, in das die Mitgliedsgemeinden unseres Umweltverbands - erst 2000 gegründet - in größerem Umfang gemeinsam investiert haben. Die Zustimmung unserer Gemeinden zu diesen Stationen war für unseren jungen Umweltverband eine Sternstunde und hat weitere positive Entwicklungen mit sich gebracht, z.B. eine engere Zusammenarbeit bei Naturschutzanliegen oder Folgeinvestitionen wie die Ausstattung mit frei zugänglichen Spektiven, das kostenlos zur Verfügung stehende Angebot an Vogelführungen, die Ausarbeitung von Sonderführungen für Schulklassen, zugehörige Schulordner usw.

Michael Lohmann hat nie ein Blatt vor den Mund genommen, wenn es galt, kritische Entwicklungen offen anzusprechen, und hat sich damit nicht nur Freunde gemacht. Sein Weitblick, sein enormes biologisches Fachwissen und seine offene Art für neue Entwicklungen haben ihn dazu veranlasst. Seine unverblümte direkte Art, den Finger in die Wunde zu legen, wurde von vielen, die ihn persönlich weniger gut kannten, nicht akzeptiert. Er ist besonders für ein besseres Zusammenwirken von Naturschutz und Naturtourismus eingetreten und damit manchmal zwischen alle Stühle geraten. Unsachliche Kritik hat er oft mit bewundernswerter Gelassenheit und trockenem Humor in Kauf genommen.

Mir persönlich ist er in diesen Jahren der Zusammenarbeit zum Vorbild und zum geschätzten Freund geworden.  Er wird unserem Verband bei vielen Fachfragen, bei der Beurteilung der Entwicklung der Artenvielfalt in unseren Schutzgebieten und besonders bei ganzheitlichen Konzepten zum Gegensteuern fehlen.  Er wird mir als unverwechselbarer Charakter in Erinnerung bleiben, der entsprechend seinen Überzeugungen geradlinig seinen Weg gegangen ist.

August 2013

Marlene Berger-Stöckl,
Umweltbeauftragte des Abwasser- und Umweltverbandes Chiemsee

www.fotoalbum.naturerlebnis-chiemsee.de/hefte-broschueren/chiemsee-naturfuehrer/

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