Natur und Tourismus

Nächtliche Räuber auf der Jagd

Quelle: Chiemgau-Zeitung (OVB online) / 04.06.2010

Die Fledermäuse sind die heimlichen Räuber der Nacht. Der Abwasser- und Umweltverband (AZV) Chiemsee hat es sich zur Aufgabe gemacht, Einheimischen und Gästen die Tiere bei Führungen näherzubringen. Jetzt hat der AZV ein neues Konzept für die Führungen vorgestellt.
Rimsting/Chiemsee - Erarbeitet hat es die Diplom-Biologin Marion Gelhaus, die Tochter des Rimstinger Naturführers Konrad Hollerieth, der auch die Fledermausführungen durchführt. In der "Hütte am See" an der Rimstinger Strandanlage stellte Gelhaus ihr Werk vor, das viele Hintergrundinformationen enthält.
Vor Beginn jeder Führung informiert Hollerieth eingehend über die Wesensmerkmale der Tiere. Am Chiemsee seien bisher 19 Fledermausarten nachgewiesen worden, erläuterte Gelhaus. Allein 15 Arten seien auf der Herreninsel heimisch. Das bekannteste Fledermausquartier im Chiemgau sei das Schloss Herrenchiemsee. Dort seien neben der Mausohrfledermaus noch zwei seltene Arten heimisch, die kleine Hufeisennase und die Wimperfledermaus. Gelhaus hatte vor Jahren schon die Fledermausaktivitäten auf der Herreninsel in Zusammenarbeit mit der LMU München und der Forst-Fachhochschule Weihenstephan untersucht und ausgewertet.
Bei den Führungen wird neben Scheinwerfern auch der so genannte Fledermausdetektor des AZV eingesetzt. So macht sich die Gruppe bei einsetzender Dämmerung auf die Suche. Als Erfolg versprechend erachtet es Gelhaus, am Chiemseeufer die Wasseroberfläche abzusuchen. Erklingt im Detektor das "Klicken" einer Fledermaus - es handelt sich dabei meistens um eine Wasserfledermaus auf der Jagd nach Insekten - könne mit dem Scheinwerfer versucht werden, diese anzustrahlen.
Hollerieth berichtete, dass es bisher jedes Mal gelungen sei, Fledermäuse im Wasser der Prienmündung und im Schafwaschener Winkel zu beobachten.
Eine große Hilfe sei jetzt der "Batdetektor", der die Ultraschallrufe der Tiere hörbar mache, was die Suche erleichtere.
Obwohl häufig Fledermäuse beobachtet werden, seien doch alle Arten mit Ausnahme der Zwergfledermaus und der Wasserfledermaus in ihren Beständen bedroht und gebietsweise bereits ausgestorben. Deshalb würden die Fledermäuse eines besonderen Schutzes bedürfen. Hilfe erhalten die Tiere mit Fledermauskästen oder Einflugöffnungen in Dachstühlen.
Gemeinsam brachten die Beteiligten an der Ostseite der Hütte und an einem Baum auf der Strandanlage zwei neue Kästen an.
Die erste Führung ist bereits am heutigen Freitag um 21 Uhr. Sie beginnt beim Sägewerk König in Moosen bei Übersee. In Rimsting sind Führungen am 21. Juli und 25. August, auf Herrenchiemsee am Freitag, 23. Juli.

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