Natur und Tourismus

"Tag der Artenvielfalt" im Eichental

Quelle: Chiemgau-Zeitung (OVB online) / 11.06.2011

Prien - "Wart ihr mit der Schule schon in einem Bach?" - "Nein!" - "Das machen wir heute!", verkündete Naturführer Georg Hermannsdorfer. Kurz darauf wateten die Nachwuchsforscher, jeder bewaffnet mit Sieb, Schale, Becherlupe und Zange, durch die Prien, um unter den Steinen nach Flussbewohnern zu suchen. Inspiriert vom "GEO-Tag der Artenvielfalt" hatte sich die bunt gemischte Gruppe das Ziel gesetzt, im Eichental den hiesigen Artenreichtum zu erforschen. Hermannsdorfer und Jürgen Pohl von den Chiemsee-Naturführern begrüßten zunächst die Teilnehmer und gaben eine kurze Einführung, bevor es dann gleich los ging. An zwei Sammelstationen halfen Mitarbeiter der Wasserwirtschaftsämter Rosenheim und Traunstein bei der Artenbestimmung und beschrieben das Ökosystem Fluss. Sie erklärten den Sammlern, dass die gefundenen Tiere, wie Steinfliegenlarven, Eintagsfliegenlarven und Mühlkoppen, auf eine hohe Wasserqualität der Prien schließen lassen. Im Gegensatz zu chemischen Wasseranalysen, die eine Momentaufnahme liefern, spreche das Auftreten dieser anspruchsvollen Lebewesen für einen dauerhaft sauberen Fluss, so die staatlichen Gewässerspezialisten.
Außer den Organisatoren, den Natur- und Landschaftsführern Chiemsee-Chiemgau, kamen Regierungspräsident Christoph Hillenbrand, Bürgermeister Jürgen Seifert, eine vierte Klasse der Franziska-Hager-Schule, eine Schülergruppe der Montessorischule Dietramszell und Vertreter des "Global Nature Fund", repräsentiert durch das "Netzwerk Lebendige Seen Deutschland" sowie Mitglieder aus Polen und Spanien.
Hermannsdorfer schulte die Aufmerksamkeit für den Fluss, indem er mit Sägespänen und Stöcken die verschiedenen Strömungsbereiche sichtbar machte. Er verdeutlichte so den Unterschied zwischen den Stromschnellen und dem stehenden Kehrwasser, das am Rand und hinter Steinen auftritt und als Rastplatz für Fische von großer Bedeutung ist. Gemeinsam mit den Schülern berechnete er schließlich an einer Stelle spielerisch Flussgeschwindigkeit und Abflussmenge und erzeugte so ein Gefühl für das vorbeifließende Wasser.
Die Lehrer der Schülergruppe aus Dietramszell, die gerade eine Woche in Prien verbringt, freuten sich über den Biologieunterricht im Freien. Zufälligerweise passe dieser Tag zu ihrem Lehrplan, der viel praktische Umweltbildung vorsehe, so die Lehrerin Petra Jacobs.
Für die erwachsenen Teilnehmer war dieser Nachmittag ein Programmpunkt ihres einwöchigen, internationalen Treffens. Eine Woche lang tauschten sich Mitglieder der gemeinnützigen Umweltschutzorganisation "Global Nature Fund" am Chiemsee aus. Unter dem Namen "living lakes" rief die Organisation ein internationales Programm zum Schutz von Gewässern und zur Förderung von Umweltbildung und nachhaltigem Tourismus ins Leben. Die deutsche Partnerorganisation "Netzwerk Lebendige Seen Deutschland" ist bei dieser Zusammenkunft durch Mitglieder aus ganz Deutschland, zum Beispiel vom Plauer See in Mecklenburg-Vorpommern oder vom Lausitzer Seenland in Brandenburg und Sachsen, vertreten. Die hiesigen Naturführer repräsentieren als Untergruppe vom "Verein der Natur- und Landschaftsführer Inn-Salzach" in diesem Netzwerk den Chiemsee.
Zusätzlich war ein Gruppe von polnischen und spanischen "living-lakes"-Partnern zu Gast, die rund um den Chiemsee Eindrücke zu Umweltbildung, Naturschutz und nachhaltigem Tourismus sammeln wollten. Im Gegenzug reist das deutsche Netzwerk nach Polen und Spanien. Dieser Austausch wird vom "Grundtvig-Programm für Erwachsenenbildung" der EU gefördert.

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