Natur und Tourismus

Vogelschau rund um Chiemsee

Quelle: Chiemgau-Zeitung (OVB online) / 02.02.2005
Grabenstätt (edh) - Der Beobachtungsturm, der mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde Grabenstätt in der Hirschauer Bucht gebaut werden soll (wir berichteten), ist Teil eines umweltpädagogischen Konzepts am Chiemsee mit dem Ziel, etliche "Naturbeobachtungsstationen zur Umweltbildung" aufzustellen.

Diese Stationen sind, je nach Standort, unterschiedlich ausgeprägt und reichen vom Aufbau einer Hütte im See an der Prienmündung in der Schafwaschener Bucht (Gemeinde Rimsting) bis zu Vogelbeobachtungstürmen oder -plattformen (neben Grabenstätt auch in Bernau, Gstadt, eventuell auch in Chieming) und zur Aufstellung von Informationstafeln an wichtigen Besucherpunkten (Breitbrunn, Herrenchiemsee).

In Abstimmung mit dem Landesbund für Vogelschutz, den Gemeinden und weiteren Beteiligten wurde das Naturbeobachtungskonzept bereits in den Gewässerentwicklungsplan Chiemsee aufgenommen. Der Abwasser- und Umweltverband (AZV) will das Konzept jetzt schrittweise verwirklichen. Die Naturbeobachtungsstationen sollen mit zeitgemäßem Informationsmaterial für die Umweltbildung ausgestattet werden. Dazu gehören Schaukästen und Informationstafeln zu Fauna, Flora und Geologie.

Eine künftige Schwerpunktaufgabe des AZV sehen die zehn beteiligten Gemeinden in der Umweltbildung für die Jugend. Das Programm zur Naturbeobachtung für Schulklassen soll in den nächsten Jahren trotz Haushaltsengpässen fortentwickelt werden. Wenn Kinder und Jugendliche, so die dahinter stehende Philosophie, verstärkt an die Natur herangeführt werden, die naturkundlichen Besonderheiten des Chiemsees aufnehmen und erleben können und naturkundliches Wissen verinnerlichen, werden sie als Erwachsene bewusst zum Erhalt der natürlichen Grundlagen beitragen, meint der Rimstinger Bürgermeister und AZV-Vorsitzender Florian Hoffmann.

Der AZV werde deshalb die Naturführungen für Schulklassen der Chiemseegemeinden in den nächsten Jahren bezuschussen, um nach der begeisterten Resonanz vieler Lehrer mehr Schulklassen die Teilnahme zu ermöglichen.

Eine herausragende Rolle in diesem umweltpädagogischen Gesamtkonzept spielt dabei der Aufbau einer Hütte im See als feste umweltpädagogische Einrichtung für Schulklassen, geplant in der Gemeinde Rimsting. Der Chiemsee mit seiner international bedeutsamen Vogelwelt (über 300 Arten, im Winter bis zu 40000 Wasservögel) und seinen teilweise noch natürlichen oder naturnahen Ufern kann durch ein Netz von sich ergänzenden Naturbeobachtungsstationen zu einem umweltpädagogisch wie auch touristisch attraktiven Gesamterlebnis werden.

Das Beispiel der Beobachtungsplattform "Lachsgang" westlich des Achen-Deltas zeigt, wie wichtig solche Einrichtungen für ungestörten und wetterunabhängigen Naturgenuss, als Raststationen für Wanderer und Radfahrer, als Informationsstellen für die Umweltbildung und schließlich - mit ihrer besucherlenkenden Funktion - als Hilfsmittel des Naturschutzes sind. Die Naturbeobachtungsstationen werden traditionell aus Holz gebaut und fügen sich dem Landschaftsbild schonend ein.

Bequeme Wege, weniger Vandalismus

Die geplanten Naturbeobachtungsstationen tragen in doppelter Weise zur Entlastung natürlicher Lebensräume bei: Bequeme Wege, Stege und Aussichtsplattformen werden von den Menschen lieber angenommen als Trampelpfade durch Dick und Dünn und schonen in trittempfindlichen Bereichen die Vegetation. Außerdem sorgen die an Ruhe und Ungestörtheit interessierten Menschen allein schon durch ihre Anwesenheit dafür, dass Fälle von Rücksichtslosigkeit, Vandalismus und Naturstörung kaum noch vorkommen.

Einige Maßnahmen wurden jetzt konkret ausgewählt, die für das Gesamtkonzept von erhöhter Priorität sind. Im Bereich der Prienmündung in der Gemeinde Rimsting soll eine Hütte für umweltpädagogische Aufgaben gebaut werden. Besonderheit des Standortes Prienmündung/ Schafwaschener Winkel sind unter anderem die Buchtsituation mit ausgedehnten Röhrichtbereichen, der Lebensraum eines verlandenden Sees und die Beobachtung einer enormen Vielzahl von Vogelarten aus nächster Nähe von erhöhtem Standort aus.

An einem höher gelegenen Aussichtspunkt in der Gemeinde Breitbrunn, einem zentralen Besucherpunkt, sollen Infotafeln zur naturkundlichen Situation (Flora, Fauna, Geologie und Heimatkunde) aufgestellt werden.

Vom Uferweg südlich des Hafens Gstadt bietet sich der Blick auf die drei Inseln mit dem vor allem im Winter reichen Vogelleben an ihren Ufern an. Hier soll eine überdachte Beobachtungsmöglichkeit mit Infotafeln geschaffen werden, der genaue Standort ist allerdings noch mit den Naturschutzbehörden abzustimmen. Am Ostufer des Sees böte sich zwischen Chieming und Stöttham im Zusammenhang mit dem Chiemseeuferweg und einem angrenzenden Parkplatz die Möglichkeit, eine einfache (nicht überdachte) behindertengerechte Aussichts- und Beobachtungsplattform landschaftsschonend in die Uferböschung zu integrieren. In diesem Fall steht aber der Chieminger Gemeinderat dem Vorhaben bisher etwas skeptisch gegenüber. Die vorgelagerten Flachwasserbereiche mit Steinbuhne sind hier besonders im Winterhalbjahr bevorzugter Rast- und Nahrungsplatz für zahlreiche Vögel; der Blick über den See auf das Gebirge ist grandios.

Der wichtigste Zugang zum Naturschutzgebiet "Mündung der Tiroler Achen" befinde