Vogelführungen

300 Vogelarten treffen sich

Quelle: Chiemgau-Zeitung (OVB online) / 08.01.2011

Chiemsee - Dass nicht nur Rodeln oder Skifahren in den Wintermonaten ein Vergnügen sein können, sondern auch ein Erlebnisspaziergang am "Bayerischen Meer", beweist jetzt eine neue Veranstaltung des Tourismusverbandes Chiemsee-Alpenland. Die etwa zweieinhalb Stunden lange Wanderung in der Gemeinde Übersee am Seeufer entlang bis zum Lachsgang mit Aussichtsturm auf den Chiemsee wird an fünf Sonntagen bis Mitte Februar angeboten.
Naturführer Carsten Voigt erklärt nicht nur die enorm reiche Vogelwelt am Chiemsee, wo sich gerade im Winter über 300 verschiedene Vogelarten treffen. Er erläutert auch die Entstehung des Sees - und unter anderem, dass er früher dreimal so groß war wie heute. Teilnehmer jeden Alters erfahren viel Wissenswertes auch über Bäume und Pflanzen.
An einer ersten Wanderung nahmen ältere Leute genauso wie Familien mit Kindern teil. Bei strahlender Wintersonne und dennoch eisigen Temperaturen ließ der Naturführer die Kinder auf der Landkarte erst einmal den Ausgangspunkt - am Parkplatz vor dem Freibad in Übersee - suchen. Besonders faszinierte es sie dann, Bäume anhand ihrer Rinde erkennen zu lernen. Während zum Beispiel eine fast 300 Jahre alte Eiche, auch wegen der wenigen herumliegenden vertrockneten Blätter, noch relativ einfach als solche zu bestimmen ist, kann das bei anderen Bäumen wie der Schwarzpappel oder Vogelkirsche schon viel schwieriger sein. Mit verbundenen Augen prüften die Teilnehmer, ob sie eine Baumart schon an ihrer Rinde ertasten und bestimmen können.
Die Kinder begeisterte besonders eine riesige, etwa 80 bis 100 Jahre alte Silberweide mit geteiltem Stamm, die sich prächtig zum Klettern eignet. An einem davor liegenden Stück Totholz erklärte Carsten Voigt, wie wichtig auch abgestorbenes Holz für den Naturkreislauf ist. Von den darin siedelnden Larven und Käfern können viele Vögel, zum Beispiel Spechte, gut leben. Deren Höhlen werden dann im Winter wieder von Fledermäusen genutzt.
Besonders lohnend ist der Blick auf die vielen Wasservögel auf dem Chiemsee, vor allem Blesshühner, Schellenten, die seltenen Singschwäne mit gelbem und die Höckerschwäne mit rotem Schnabel. Auch andere seltene Vögel wie Sterntaucher konnten die Teilnehmer mit den zuvor vom Naturführer verliehenen Ferngläsern in Ruhe beobachten.
Thema war natürlich auch der umstrittene Fischjäger Kormoran, von dem es laut Voigt derzeit etwa 70 Brutpaare am Chiemsee gibt. Vor zwei Jahren seien es noch 150 Paare gewesen. Aber nicht nur der Kormoran sei ein Fischräuber, sondern auch Gänsesäger und Haubentaucher. Günstig sei es, so der Naturführer, wenn der Kormoran wie andere Vögel natürliche Feinde hätte, wie zum Beispiel den Seeadler. Dieser hatte vor zwei Jahren versucht, in der Nähe der Hirschauer Bucht zu brüten, war aber offensichtlich gestört worden.
Die Naturführungen im Winter am Chiemsee finden von 16. Januar bis 13. Februar immer sonntags mit Treffpunkt am Parkplatz vor der "Seewirtschaft" jeweils um 14 Uhr statt. Weitere Auskünfte gibt's in der Tourist-Info Übersee und unter Telefon 08051/965550. In allen Verkehrsämtern liegt auch das gesamte Winterprogramm des Chiemsee-Alpenland-Verbandes unter dem Titel "Winterzauber" aus. gi