Bürgersolaranlage Bernau

Bürger planen zweite Anlage

Quelle: Chiemgau-Zeitung / 29.04.2005

Bernau (pü) - Nach dem Bau eines ersten, gemeinschaftlich aus der Taufe gehobenen Solarkraftwerkes in Bernau wollen einige Bürger nun eine zweite Anlage errichten. In der Versammlung der "Bernauer Bürgersolarkraftwerk GbR" im Gasthof "Chiemsee" (wir berichteten bereits) hat sich ein gutes Dutzend Gesellschafter bereit erklärt, Geld für ein neues Projekt zur Verfügung zu stellen. Sie planen die Gründung einer neuen Gesellschaft.

Kilowattstunde um Kilowattstunde produziert das Bürgersolarkraftwerk auf dem Dach des Schulhauses, das seit März 2004 läuft. Beeindruckt vom Erfolg ihrer ersten gemeinsamen Anlage haben sich 15 Gesellschafter in der Versammlung spontan für ein zweites Projekt ausgesprochen.

Erst 21 Anlagen in Bernau

Die Sonnenenergie wird in Bernau noch nicht in dem Maße wie in anderen Gemeinden für die Stromerzeugung genutzt. Nach Angaben von Peter Kasperczyk, dem Zweiten Vorsitzenden der GbR, laufen in dem Ort am Chiemsee bislang erst 21 Anlagen.

Im Rathaus stoßen die Bürger mit ihren Plänen, eine zweite Anlage zu bauen, auf offene Ohren. Bürgermeister Klaus Daiber sagte, dass auf den Dächern der Gebäude, die der Gemeinde gehören, noch viel Platz für die Stromgewinnung sei. Als Beispiele nannte der Rathauschef -- auch er ist ein Gesellschafter der GbR - das neue Feuerwehrhaus, den Bauhof und die Halle, die in diesem Jahr am Bauhof entstehen wird. Ebenso gut möglich wie ein Neubau sei jedoch auch die Erweiterung der schon bestehenden Anlage auf dem Hatzhof.

Wie der Bürgermeister weiter ausführte, seien die Dächer, die sich für die Stromerzeugung eignen, sehr gefragt. "Wir könnten die Flächen drei- bis viermal vermieten", berichtete er von vielen Anfragen von Gewerbetreibenden.

Besonders fördern möchte die Gemeinde jedoch gemeinschaftliche Aktionen. Um ein zweites, von den Bürgern getragenes Solarkraftwerk zu begünstigen, kann sich Daiber in diesem Sinne durchaus vorstellen, die benötigte Dachfläche - wie schon im Falle der ersten Anlage auf dem Schulhaus - kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Ausgangspunkt für alle weiteren Überlegungen in der "Bernauer Bürgersolarkraftwerk GbR" ist die Bereitschaft vieler Gesellschafter, noch mehr Geld für die Stromgewinnung aus dem Sonnenlicht zur Verfügung zu stellen. Ein weiterer Ausbau der Anlage auf dem Schulhaus ist aber nicht mehr möglich.

Horst Henke, einer der insgesamt 63 vollen und stillen Gesellschafter der GbR, schlug vor, mit dem neu in die Kasse fließenden Geld Schulden zu tilgen. Auch Lenz Steindlmüller, der Geschäftsführer, hielt diesen Weg für sinnvoll. "Wenn wir die Schulden abbauen, könnten wir eine noch bessere wirtschaftliche Lage schaffen", meinte er.

Neue Gesellschaft geplant

Vorstandskollege Kasperczyk hielt es jedoch für besser, das Geld in den Bau einer zweiten Anlage zu stecken. "Am einfachsten" wäre es, so der Vorsitzende der Ortsgruppe Bernau vom Bund Naturschutz, die Stromerzeugung auf dem Dach des Hatzhofes zu erweitern. "Treibende Kraft" soll nach Ansicht von Kasperczyk jedoch nicht die GbR - - insbesondere nicht dessen acht volle Gesellschafter beziehungsweise dessen Vorstand - sein, sondern vielmehr eine neue Mannschaft. Er wünscht sich, dass sie aus der Mitte der stillen Gesellschafter hervorgeht, die bisher in zweiter Reihe gestanden sind.

Und dieses Führungsteam soll dann im Rahmen einer neuen Gesellschaft die Verantwortung für die neue Anlage übernehmen. Die "Bernauer Bürgersolarkraftwerk GbR", so der Tenor, eigne sich nicht als Motor für weitere Aktivitäten. "Ich halte es für bedenklich, mit dieser Gesellschaft in ein neues Projekt einzusteigen", sagte Ferdinand Thalhammer, der sich in der GbR um die Finanzen kümmert. Ein neues großes Projekt sprenge die Grenzen und die Leistungsfähigkeit der kleinen GbR.

Zweiter Vorsitzender Matthias Vieweger gab zu bedenken, dass der Weg, weitere Geldgeber aus der Bürgerschaft für ein neues Projekt zu finden, unter Umständen steinig werden könne. Denn seit einiger Zeit seien "fast keine neuen Interessenten" mehr an die GbR mit dem Wunsch herangetreten, sich an der gemeinschaftlichen Stromerzeugung über die Sonnenenergie zu beteiligen. In diesem Sinne müsse etwa die Gemeinde als Alternative immer auch im Auge behalten, so der Zweite Bürgermeister, Dachflächen auch Gewerbetreibenden anzubieten. "Warum sollte die Gemeinde denn nicht etwa einen Teil der Dachfläche auf dem Hatzhof vermieten?"

Nicht von heute auf morgen zu bekommen sind derzeit Module für den Bau von Solarkraftwerken. Laut Leonhard Hinterholzer - im Aufrag der GbR baute er die Anlage auf dem Schulhausdach - beträgt die Lieferzeit momentan zwei bis drei Monate. Nicht zu erwarten sei ferner, dass die Preise fallen.