Bürgersolaranlage Bernau

Vierte Fotovoltaikanlage in Sicht

Quelle: Chiemgau-Zeitung / 28.04.2010

Bernau - Die Bürger in Bernau wollen gemeinsam noch mehr Strom erzeugen. Sie nehmen Kurs auf eine vierte Fotovoltaikanlage im Ort. Nachdem sie bereits auf dem Schulhaus, dem Bauhof und dem Haus der Musik die Sonnenenergie nutzen, setzen sie sich jetzt zum Ziel, ein weiteres Bürgersolarkraftwerk auf dem Dach des Feuerwehrhauses zu errichten
In der Versammlung ihrer bereits bestehenden beiden Betreibergesellschaften im Gasthaus "Chiemsee" bildete sich eine Initiativgruppe für das neue Vorhaben. Sie will eine dritte Gesellschaft aus der Taufe heben und dann bis zum 1. Juli die Anlage in Betrieb nehmen.
Gemeinsam haben die Bürger in Bernau die Stromgewinnung aus der Sonnenenergie Schritt für Schritt auf- und ausgebaut. Zwei Gesellschaften gründeten sie, drei Fotovoltaikanlagen brachten sie zum Laufen. Die Kommune fördert die "Solarfreunde", wie sie sich selber bezeichnen, und stellt ihnen die Dächer auf den gemeindlichen Gebäuden - der Schule, dem Bauhof und dem Haus der Musik - kostenlos zur Verfügung.
In der Summe erzeugen die rund 80 Bürger, die sich zusammengeschlossen haben, an ihren drei Standorten jährlich viele Tausend Kilowattstunden Strom - 2009 waren es insgesamt 56.700 Kilowattstunden - und leiten ihn dann in das öffentliche Netz. Im Gegenzug erhalten sie eine gesetzlich garantierte Energieeinspeisevergütung. Unterm Strich ergeben sich für die Gesellschafter Renditen auf das eingesetzte Kapital, die mit vier bis acht Prozent - je nach Alter der Anlage - weit über den Zinsen auf dem Kapitalmarkt liegen.
Nachdem sich eine dritte Gesellschaft bürgerlichen Rechts und mit ihr eine vierte Fotovoltaikanlage im vergangenen Jahr noch nicht verwirklichen ließen, unternehmen die Bürger nun einen neuen Anlauf. In der Versammlung der beiden bestehenden Gesellschaften brach Matthias Vieweger noch einmal eine Lanze für das Projekt. Und sein Appell an die Bürger - an solche, die bereits mit im Boot sitzen, wie auch an jene, die neu miteinsteigen wollen - fiel auf fruchtbaren Boden: Auf seine Anregung fand sich eine Initiativgruppe zusammen, die nun die Gründung einer weiteren Gesellschaft in Angriff nimmt. Und vor allem zeigten sich auch zahlreiche Bürger bereit, diese Gesellschaft mit dem Geld auszustatten, das sie dann für den Bau einer Anlage braucht. Zusagen, insgesamt rund 50.000 Euro locker zu machen, standen im Raum - und damit fast schon so viel Kapital wie gewünscht.
Ins Visier nimmt die Initiativgruppe - wie Peter Kasperczyk erläuterte - eine Anlage mit 20 Kilowattpeak (kWp), die schätzungsweise rund 60.000 Euro kosten wird. Eine kleinere, leistungsschwächere Anlage, die dann unterm Strich weniger Strom erzeugt, zu errichten sei, so der Tenor in der Versammlung, nicht erstrebenswert.
Und so geht's jetzt weiter: Die Initiativgruppe sucht noch den einen oder anderen Geldgeber, der als Gesellschafter mit einsteigen will. Sie trifft sich am 5. Mai und legt das weitere Vorgehen fest. Das Fernziel steht aber jetzt schon fest: "Wir wollen versuchen", so Kasperczyk, "mit der neuen Anlage vor dem 1. Juli ans Netz zu gehen" - und dann damit die jetzt noch gültige Einspeisevergütung auf Jahre hinweg zu sichern. Die Regierung hat angekündigt, sie zu senken.
Die beiden Bürgersolargesellschaften in Bernau - an der Spitze stehen Manfred Dederichs und Horst Henke - haben im vergangenen Jahr 28.600 Kilowattstunden Strom auf dem Schulhaus sowie 28.100 Kilowattstunden auf dem Haus der Musik und dem Bauhof erzeugt. Die Dividende beträgt 8,1 beziehungsweise 4,5 Prozent. Im letzteren Fall ist die Ausschüttung geringer, da die Anlagen auf dem Haus der Musik und im Bauhof zu einem späteren Zeitpunkt entstanden, als die Einspeisevergütung bereits gesunken war - womit die Einnahmen für den erzeugten Strom auch niedriger sind.
Produktionsausfall im SommerMit einem längeren Produktionsausfall müssen in diesem Jahr die Solarfreunde rechnen, die das Bürgersolarkraftwerk auf dem Schulhaus betreiben. Der Grund: Im Rahmen einer Sanierung des Gebäudes erneuert die Gemeinde auch das Dach - und dann muss die Fotovoltaikanlage vorübergehend entfernt werden. Kasperczyk rechnet damit, dass die Gesellschaft "drei, vier oder fünf Wochen" im Sommer keinen Strom erzeugen könne. In der Jahresrechnung könnten dann am Ende rund 4500 Kilowattstunden Strom fehlen - oder umgerechnet rund 2500 Euro.