Priener Solargesellschaft

In der Sonne allein gelassen

Quelle: Chiemgau-Zeitung / 24.10.2004

Prien (vd) - Auf den Dächern der Waldorf- und der Franziska-Hager-Schule unterhält die 2003 gegründete Priener Solargesellschaft zwei Solaranlagen. Zusammen erzeugen sie derzeit 18000 Kilowatt Strom pro Jahr. Damit können umgerechnet etwa fünf Haushalte mit drei bis vier Personen ein ganzes Jahr mit Strom versorgt werden. Gern würden die ehrenamtlich arbeitenden Geschäftsführer mehr investieren, doch ihre Bemühungen laufen ins Leere. Als Grund dafür wurde in der jüngsten Gesellschafterversammlung die mangelnde Unterstützung von Bürgermeister Christian Fichtl genannt. Es waren einmal ein paar Idealisten, die hatten im Jahr 2002 eine Idee. So beginnt die noch junge Geschichte der Priener Solargesellschaft. Die Motivation ihrer Gründer lag vorrangig in der Schonung der Umwelt durch die Stromgewinnung aus natürlichen Ressourcen, nur zweitrangig war der Rendite-Gedanke."Inzwischen haben wir im Juli 2003 eine 4,3 Kilowatt-Anlage auf dem Dach der Waldorfschule und im August 2004 eine mit 15,4 Kilowatt auf dem Dach der Franziska-Hager-Schule installiert. Letztere wurde heuer noch um 2,2 Kilowatt erweitert.", fasste Geschäftsführer Herbert Langmann die Aktivitäten zusammen. Insgesamt seien bisher 110000 Euro verbaut worden.80 Gesellschafter halten mittlerweile Anteile zwischen 100 und 14000 Euro. Die meisten Gesellschafter, nämlich 36, haben Anteile zu je 1000 Euro gekauft. In der Statistik folgen 26 Gesellschafter mit Anteilen zu je 500 Euro. Mit Bedauern wurde festgestellt, dass mehr als die Hälfte der Gesellschafter Nicht-Priener sind.Neben dem erzieherischen Aspekt und dem Umweltgedanken ging es in der Sitzung auch um die Rendite. Bei einem angenommenen realistischen Liquiditätsüberschuss von gut 8000 Euro pro Jahr werde der Gewinn für eine Einlage von 1000 Euro ab 2006 laut Langmann 67 Euro betragen. Über die gesamte Laufzeit des Gesellschaftervertrages bis 2024 würde sich der Gesamtgewinn auf 1638 Euro pro Anteil addieren.Gesellschafter Dr. Herbert Reuther würdigte das große ehrenamtliche Engagement von Geschäftsführer Langmann und regte "eine gewisse Entlohnung" für ihn an, was dieser jedoch dankend ablehnte.Wie Langmann bestätigte auch Geschäftsführer und Hauptschullehrer Anton Stefanutti die theoretische Möglichkeit weiterer Investitionen: "Wenn Investoren kommen, könnte es auf dem Dach der Franziska-Hager-Schule weitergehen. Bisher ist höchstens ein Achtel des Daches mit Kollektoren belegt."Der künftigen Arbeit der Priener Solargesellschaft ordnete er, neben dem Umweltgedanken, vor allem einen schulverbindenden Charakter zu: "Noch in diesem Jahr steht alles über unsere Anlage im Internet. Damit geben wir den Schulen realis-tisches statt fiktives Material für den Physikunterricht an die Hand." Bei allem vorhandenen Idealismus räumte Stefanutti "auch viel Ärger, Frust und wenig Freude" über die Arbeit in der Solargesellschaft ein. Vor allem die Vergleiche von Prien mit den mehr als doppelt so hohen Investitionsraten in Bernau und Grassau seien deprimierend. Stefanuttis massive Kritik galt in diesem Zusammenhang Bürgermeister Fichtl, "der im Gegensatz zu anderen Bürgermeistern wenig Motivation besitzt, den Solargedanken in die Gemeinde und die Vereine zu bringen". Eine massive Werbung des Rathauschefs könnte viel bewirken, war sich Stefanutti sicher.Dr. Reuther schlug vor, sich mit einem konkreten Konzept an den Gemeindechef zu wenden. Unabhängig davon waren sich die Gesellschafter darüber einig, die Öffentlichkeitsarbeit intensivieren zu wollen.