Verlandung der Schafwaschener Bucht

Bericht zum Symposium "Schafwaschner Winkel und die Prien" vom 21. September 2002

Quelle: Rimstinger Agenda-Arbeitskreis Ökologie / 21.09.2002

Nach wissenschaftlichen Untersuchungen soll der Schafwaschender Winkel, die wohl verträumteste Bucht des Chiemsees in 200 Jahren verlandet sein. Dies zu verhindern oder zumindest diesen Prozess zu verlangsamen hat sich die örtliche Agenda 21 Gruppe Ökologie in Rimsting zum Ziel gesetzt und lud Wissenschaftler, Vertreter der Wasserwirtschaftsämter, Bürgermeister und Bevölkerung zu einem Symposium ein. Das Interesse war groß und das Gasthaus Schafwaschen voll besetzt.

Die Prien ist der zweitgrößte Zufluss des Chiemsees und mündet in den Schafwaschener Winkel. Sie bringt vor allem bei Hochwasser enorme Holz- und Schwebstofffrachten, speziell Sand in den See. So hat sich der Boden der Bucht in den letzten 45 Jahren um 145 cm angehoben, wie sedimentologische Untersuchungen herausgefunden haben. Das bedeutet, dass der See zusehends verlandet.

An sich ist die Verlandung von Seen ein natürlicher Prozess. Das unnatürliche daran ist die enorme Geschwindigkeit, mit der sie vonstatten geht. Dies beruht auf Veränderungen, die der Mensch in der Landschaft vorgenommen hat.

Gründe für die Beschleunigung diese Verladungsprozesses sind:

  • Wasserbauliche Maßnahmen wie die Flussbegradigung und Eindeichung zwischen Sachrang und Prien.
  • Wasserbauliche Maßnahmen im Deltabereich: Das ehemalige Flussdelta der Prien wurde auf einen Mündungsarm reduziert, der in den Schafwaschener Winkel mündet. Das einarmige Delta hat den Schafwaschener Winkel fast ganz vom großen See abgetrennt. Nach vollständiger Abtrennung wird sich die Prien ohnehin ein neues südliches Bett als Abfluss in den Inselsee suchen, prognostizieren Geologen.
  • Die Drainierung von ehemaligen Moorflächen. Moore reinigen das sie durchfließende Wasser. Sie haben somit eine Regenerationswirkung auf den See, den sie umgeben.

Durch Düngung gelangen Nährstoffe nicht nur in die Drainagegräben, sondern aus der gesamten Oberfläche der bewirtschafteten Wiesen und Felder in das angrenzende Gewässer, so stellte Dr. Klaus Weiß vom Landesamt für Wasserwirtschaft München fest. Der Nährstoffeintrag steigt proportional mit der Niederschlagsmenge und Düngungsmenge, sodass bei extremen Hochwässern auch extreme Nährstoffwerte gemessen werden (Susanne Trautwein vom WWA Traunstein). Das bedeutet, dass die Prien bei Hochwasser zu den bereits erwähnten Frachten auch noch Nährstoffe aus dem Priental mitbringt. Praktische Abhilfemaßnahmen hierzu werden am Hopfensee im Allgäu und am Ebersberger Klostersee erprobt.

Die Nährstoffe zusammen mit der geringen Wassertiefe der Schafwaschenerbucht - nur 6m im Durchschnitt - sind für das Wachstum von Algen geradezu ideal. Auch andere Indikatorpflanzen für belastetes Wasser gedeihen prächtig, wie Alexandra Hoesch in ihrer Videodokumentation eindrucksvoll zeigt. Durch das vermehrte Wachstum von Blau- und Grünalgen wird die Wasserqualität beeinträchtigt. Nachts hat das Wasser zu wenig Sauerstoff, sodass Fischsterben in Netzen und Reusen beobachtet wird, wie Fischer Ihm berichteten.

Ein erfreuliches konkretes Ergebnis des Symposiums ist, dass das für den Schafwaschener Winkel zuständige Wasserwirtschaftsamt Rosenheim bereit ist, Maßnahmen zur Renaturierung der Prien einzuleiten. Der Hochwasserschutz für den Ort Prien ist wohl der Hauptgrund.

"Die Prien ist verbaut worden", sagt Dr. Roch. "Feuchtere Jahre sind zu erwarten. Da werden Sünden der Verbauung klar aufgezeigt. Die Prien hat keinen natürlichen Bachverlauf mehr. In manchen Teilen ist sie nur noch einbetoniert in ein enges Korsett. "Mit der Schaffung von großen Retentionsflächen, das sind Rückhalteräume, könnte die Fließgeschwindigkeit der Prien verlangsamt werden und gleichzeitig Raum für Hochwasser, für die Absetzung von Sanden und die Rückhaltung von Schwemmholz geschaffen werden.

Ideal dafür ist der Prienabschnitt zwischen Ortsrand Aschau und der Autobahn. Dort bestehen Auwaldreste. In diesem Bereich liegt das Roßwädl, dessen Eigentümer, Herr Baron von Cramer Klett diesem Projekt sehr positiv gegenübersteht. Ein weiterer Umstand könnte die Umsetzung des Vorhabens beschleunigen, nämlich die Tatsache, dass Herr Werner Rehklau bereits einen Gewässerentwicklungsplan für diesen Teil der Prien ausgearbeitet hat.

Diese Maßnahme wäre besonders effektiv, sagt Dr. Krömer, der bei den sedimentologischen Untersuchungen des Chiemsees dabei war, wenn zudem im Deltabereich Überflutungsflächen geschaffen werden, in die das Hochwasser abgeleitet werden kann. Dort können 50% der Hauptfracht nämlich Sande aufgefangen werden.

Um kurzfristig den Abfluss des Hochwassers der Prien in den Schaffwaschener Winkel zu gewährleisten, müssen die angehäuften Sandberge im Mündungsbereich abgetragen werden, forderte der Rimstinger Bürgermeister Florian Hoffmann. Die Notwendigkeit der Maßnahmen wurde von Dr. Roch bestätigt.

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