Verlandung der Schafwaschener Bucht

Interview im Bayerischen Rundfunk zum Symposium Schafwaschener Bucht

Quelle: Bayerischer Rundfunk, Rosi Raab / 24.09.2002

Interview vom 24.09.02 im Programm "Treffpunkt, das Mittagsmagazin für Ihre Region"

Rosi Raab: "Wer am nordöstlichen Ufer des Chiemsees spazieren geht, oder an der Mündung der Tiroler Ache, sieht es mit bloßem Auge: Der Chiemsee verlandet. Das Delta der Tiroler Ache verschiebt sich pro Jahr um 10 Meter in den See. Und auch in der Schafwaschener Bucht bei Rimsting ist die Verlandung sichtbar. Der Grund dafür ist, dass die Zuläufe Holz und Sand in den Chiemsee spülen und somit die Wasseroberfläche immer kleiner wird. Die lokale Agenda 21 Gruppe Ökologie in Rimsting hat jetzt Wissenschaftler und Politiker zu einem Symposium an den Chiemsee geladen. Das Thema war die Verlandung der Schafwaschener Bucht und was man dagegen tun kann. Ursula Hornik aus Rimsting geht nur mehr ungern zum Baden an den Chiemsee."

Ursula Hornik: "Ich seh halt, dass es bei warmen Wetter nicht mehr sehr gemütlich ist dort zu baden, weil da ein ganzen Haufen Algen drin herumschwimmen."

RR: "Da muss was passieren dachte sie sich als Mitglied der Rimstinger Agenda 21 Gruppe Ökologie und lud Experten und Behördenvertreter zu einem Symposium ein. Gern gekommen ist der Rimstinger Bürgermeister Florian Hofmann."

Florian Hoffmann: "Wenn hier Wissenschaftler aufzeigen, in 200 Jahren ist die Bucht zu, dann müssen wir hier und heute etwas tun. Denn ich glaube, es hat der Mensch verursacht, dass es so weit gekommen ist. Also dann muss es der Mensch auch abstellen, dass diese Bucht in 200 Jahren nicht mehr da sein sollte."

RR: "Die Prien mündet in den Chiemsee und bringt allerlei unerwünschte Fracht mit."

FH: "Das Schilf ist regelrecht verfilzt mit Holz und auch zum Teil mit Unrat. Und so wandert das Ufer immer mehr in Richtung See und die Bucht wird kleiner."

RR: "Die Wissenschaftler haben es nachgemessen. Die Schafwaschener Bucht ist in 200 Jahren Land, wenn nichts passiert. Ernst Krömer von der Arbeitsgemeinschaft Sedimentforschung der TU München:"

Ernst Krömer: "Im zentralen Bereich der Bucht haben wir eine Auflandung von mindestens 140 cm in den letzten 45 Jahren. Und im SW der Bucht ist die Auflandung ähnlich."

RR: "Der Mensch hat's verursacht, der Mensch muss es wieder richten, fand der Bürgermeister Florian Hofmann. Tatsache ist , die Prien ist im Lauf der Zeit verbaut worden, sagt Hadumar Roch vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim."

Hadumar Roch: "Es ist wasserwirtschaftlich inzwischen klar, dass jetzt feuchtere Jahre durchaus zu erwarten sind. Diese zeigen jetzt genau solche Sünden auf. Die Prien hat keinen natürlichen Bachverlauf in manchen Teilen, sondern ist, ich möchte sagen, einbetoniert in einem engen Korsett."

RR: "Doch was ist jetzt zu tun? Immerhin, Kies kommt nicht in den Chiemsee. Dafür sorgte das Wasserwirtschaftsamt schon bei den Zuläufen."

HR: "Wir haben sehr viele Kiesfänge an den Zuläufen zur Prien und auch in der Prien geschaffen. Diese werden regelmäßig untersucht."

RR: "Nicht im Griff hat man aber die Sedimente wie Ton, Schluff oder Sand. Das Wasserwirtschaftsamt hat hier schon Pläne, mit denen man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte. Mit großen Retentionsflächen als Rückhalteräume könnte die Fließgeschwindigkeit der Prien verlangsamt werden und gleichzeitig Raum für Hochwasser geschaffen werden."

HR: "Diese sollten aus wasserwirtschaftlicher Sicht aber oberhalb von besiedelten Gebieten angeordnet werden. Auf Grund der Tatsacht, dass im Ortsteil Prien am 12. August diesen Jahres Massive Überschwemmungen passiert sind, sollten diese Flächen dann genutzt werden können, um die Hochwasserproblematik für diese urbanen Gebiete zu reduzieren."

RR: "Diese Flächen, so meint Hadumar Roch gibt es bei Aschau. Der Vorschlag ist gut gemeint, taugt aber allein nicht, sagt dagegen Ernst Krömer. Er plädiert für zweierlei:"

EK: "Am effektivesten wäre eine kombinierte Maßnahme. Im Deltabereich Überflutungsflächen zu schaffen, die Feinsand und Schluff fangen können. Idealerweise kombiniert damit, dass die Mündung der Prien aus dem Aiterbacher Winkel herausverlegt wird Richtung Inselsee."

RR: "Doch im Deltabereich stehen schon Häuser. Und ob eine Verlagerung der Prienmündung möglich ist, das ist fraglich. Eines so sagt aber Ursula Hornik, muss allen klar sein:"

UH: "Das ist ein ziemlich langer Prozess, genauso wie die Verlandung auch ein ziemlich langer Prozess ist."

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