Chiemgauer

Von wegen schnöder Mammon

Quelle: Chiemgau-Zeitung / 11.05.2005
Prien (daa) - "Einfach toll, die Ideen des 'Chiemgau': Durchweg begeistert äußerten sich die regionalen Anbieter auf dem ersten "Chiemgauer Markt" in Prien (wir berichteten bereits) über das Projekt der Regionalwährung. Den "Chiemgauer" richtig anzufassen, anzuschauen und vor allem auszugeben, mache richtig Spaß.
 
Davon konnten sich auch diejenigen überzeugen, die sich vom schlechten Wetter nicht abschrecken ließen und über den regionalen Handwerker- und Bauernmarkt schlenderten. "Es ist wichtig, dass die Leute regionale Produkte kaufen", erklären Alfred und Elke Licht von der Simssee-Handweberei. "Wenn das Geld in Deutschland nicht mehr verdient wird, dann kann man es auch hier nicht ausgeben", so das Fazit der beiden.

"Der ‚Chiemgauer' bietet gerade der heimischen Wirtschaft und den Geschäften eine große Chance", erklärt Marlene Berger-Stöckl. Die Umweltbeauftragte des Umwelt- und Abwasserverbands weist auf das "nachteilige Kundenverhalten" hin. Immer mehr Geschäfte müssten in Konkurs gehen oder aufgeben. "Es gibt immer mehr Leerstand - selbst bei uns auf dem Land", so Berger-Stöckl. Aber: "Jammern hilft nicht viel, etwas dagegen tun schon."

Auch Bettina Schneider und Daniela Reiher von der Firma Gecko-Glas aus Fischbachau sind begeistert. Die beiden jungen Frauen verkaufen dekorative Vasen und andere Gegenstände aus recyceltem Glas. "Das ist wirklich eine Super-Sache", urteilen beide übereinstimmend. Leider gebe es in ihrem Ort keine Ausgabestelle, aber sie würden sofort mitmachen.

Da haben es die Traunsteiner viel einfacher, der "Chiemgauer" erfreue sich in der benachbarten Kreisstadt einer immer größer werdenden Beliebtheit, erklärt Christof Levannier. Er führt dort einen Großhandel für technischen Industriebedarf, Schläuche, Dichtungen, Schmierstoffe - und eben auch "Chiemgauer", die man dort gegen Euro tauschen kann. "Gerade für inhabergeführte, selbstständige Unternehmen ist das eine echte Unterstützung, denn der Druck durch die Globalisierung wird immer stärker", betont Levannier.

Christiane Huber, die hauptsächlich im Landkreis Altötting, aber auch in Rosenheim unterwegs ist, deutet die Verwendung des Chiemgauers auch ein bisschen psychologisch. Sie ist sich sicher, dass Menschen, die das "Gutscheinsystem mit Halbwertszeit" verwenden, einfach mehr nachdenken und viele Entwicklungen in einem anderen, größeren Zusammenhang sehen.

Auf dem Chiemgauer Markt kann man auch frische Kräuter, Blumen, Gewürze und Salatpflanzen kaufen und das passende Geschirr. Zum Beispiel Töpferwaren aus Übersee von Irmgard Kurz-Minisini. "Es ist so wichtig, dass das Geld in der Region bleibt. Dass man damit heimische Produkte kauft, wo Qualität dahinter steht", so die Töpferin. Sie lobt den Charakter der Veranstaltung und ist sich sicher, dass durch solche Projekte der "Chiemgauer" noch mehr "unterm Volk" bekannt wird.

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